1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
eines der merkwürdigsten Länder der Erde. Mehrere von Grund aus
verschiedene Rassen wohnen hier mehr oder weniger friedlich neben-
einander. Über die Zahl der Eingeborenen liegen genaue Angaben bis
heute noch nicht vor. Man nahm vor dem Aufstande etwa 200000 an.
doch dürfte nach den großen Verlusten in jenem Kriege die Zahl etwas
niedriger anzusetzen sein; auf keinen Fall aber ist sie größer: das
ganze große Land, iv2maf so groß wie Deutschland, ist äußerst spär-
lich bevölkert.
Auf die einzelnen Landschaften Deutsch-Südwestafrikas verteilt sich
die Eingeborenenbevölkerung wie folgt. Den Küstenstreifen, die Namib,
bewohnen einige nomadisierende Buschmänner vom Stamme der Gainin,
teilweise vermischt mit Hottentotten. Mit ihren höchst einfachen Waffen,
Bogen und Pfeilen, erlegen sie bisweilen Antilopen und Strauße, deren
Felle und Federn sie eintauschen. Sonst fristen sie ein kümmerliches
Dasein mit Seevögeln und Tellerschnecken. Ihre armseligen Wohnungen,
offene Hütten, sind aus losem Buschwerk zusammengefügt.
Im Norden der Kolonie, im Ambolande, wohnen die Ovambo, zur
großen Familie der Bantuneger gehörend, schätzungsweise rund 80000
Köpfe stark. Sie sind von hoher, schlanker Gestalt, kräftig und wohl-
gebaut. Ihre Hautfarbe ist ein dunkles Braun. Außer einem Federschurz
verschmähen die Männer jegliche Kleidung. Auch die Frauen tragen
nur eine Art Schurz (Hemdenkleid), der aus dicht nebeneinander hän-
genden Sehnenschnüren besteht, auf die kleine Plättchen aus Straußen-
eierschalen gereiht sind. Unter die Füße haben sie Sandalen gebunden.
Als einzigen Schmuck tragen sie um den Hals eine Kette von Glas-
perlen, um den Oberarm auch wohl eine solche aus Eisenperlen. Die
Frauen haben auch den Oberarm, Hand- und Fußgelenke mit Draht-
spiralen und Eisen- und Kupferringen „geziert“. Während die Männer
das Haar lassen, wie es ist, es höchstens mit Fett einschmieren, legen die
Ovambofrauen viel Wert auf eine kunstvolle Frisur. Die Bewaffnung
der Ovambo besteht in Bogen und Pfeil, Wurfkeule und Messer. Die
Haupt- und gewissermaßen Nationalwaffe ist der Assagai, eine zwei
Meter lange eiserne Wurflanze. Auch die Frauen sind bewaffnet. Sie
tragen in ihrem Gürtel ein offenes Messer. In jüngster Zeit haben vielfach
Feuerwaffen Eingang gefunden. Die Ovambo wohnen in niedrigen, nur
1v2 Meter hohen, runden Hütten, Krale genannt, die aus Pfählen herge-
stellt und mit einem kegelförmigen Strohdache gedeckt sind. 20 bis 25
Hütten liegen zusammen und bilden eine sogenannte Werft. Wie Festun-
23