1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
scheidet mehrere Hottentottenstämme, von denen die Namen: die Rote
Nation, die Fransmanns, die Veldschoendrager (Feldschuhträger), Bon-
delzwarts, Witbois und Simon-Copperleute die bekanntesten sind. Ein
versprengter Stamm, der der Topnaar-Hottentotten, wohnt ganz im Nord-
westen des Schutzgebietes, im Kaokofeld. Die Gestalt der Hottentotten
ist schlank, mager und klein, erreicht meist nur eine Größe von 1,60
bis i,65 Meter. Die Hautfarbe ist schmutziggelb. Der Kopf ist ziemlich
groß, hat eine niedrige Stirn, eine flache, gestülpte Nase, vorstehende
Backenknochen und mongolenhafte Schlitzaugen. Die Brust ist wenig
entwickelt. Die Gliedmaßen sind sehr dünn. Nur die Füße und Hände
sind nach unseren Begriffen schön, äußerst klein und zierlich. Eine
Eigentümlichkeit der Haut ist die durch Mangel an einer Fettschicht
hervorgerufene Faltenbildung, die dem Gesicht ein mürrisches und dem
Körper ein runzeliges Aussehen verleiht. Merkwürdig ist auch die Haar-
bildung: in vielen kleinen Büscheln steht das spiralförmig gewundene
Haar auf dem Kopfe, in den Zwischenräumen die Haut durchschimmern
lassend, was den Hottentotten seitens der Buren die Bezeichnung „Pepper-
kopp“ eingebracht hat. Die Kleidung ist meist europäisch-burisch, ebenso
die Bewaffnung; nur in den entlegensten Gebieten noch die alte, einfache
Fellbekleidung. Ihre Wohnungen, Pontok genannt, sind kreisrunde
bienenkorbartige Hütten von 3—5 Meter Durchmesser und 3y2 Meter
Höhe, aus Zweigen, Lehm, Binsenmatten und Fellstücken hergestellt.
Neben Viehzucht — sie halten Ziegen und Fettschwanzschafe — be-
treiben die Hottentotten Jagd. Die Ernährung ist sehr einfach: Knollen
und Wurzeln, dazu verdünnte Ziegenmilch, ferner Honig und daraus
gebrauter Met. Die Herrschaft der Hottentottenhäuptlinge ist patriarcha-
lisch. Jeder Stamm hat einen Häuptling, „Kapitän“, an der Spitze,
dessen Macht durch eine Ratsversammlung gebunden ist, der auch die
Rechtsprechung obliegt. Nur ganz tüchtige Häuptlinge, z. B. Hendrik
Witboi, haben unumschränkt zu herrschen gewußt. Über den Charakter
der Hottentotten sagt Leonhard Schultze folgendes: „Geregelte Arbeit ist
in den Augen der Hottentotten meist eine Last; er sieht nicht in die
Zukunft, weder für sich noch für die Seinigen, er ißt und trinkt, um
zu leben, er lebt, um zu essen und zu trinken, — nichts existiert, was
ihn über diesen Zirkelschluß hinaushöbe, nichts, was seinem Leben,
wenn auch nur der Idee nach, einen anderen Inhalt als lediglich den
eines ziellosen Selbstzweckes geben könnte.“
Neben den angeführten reinen Naturvölkern wohnen in Deutsch-Siid-
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