1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
ganz rücksichtsloser Geschäftsmann. Mit noch heute flammender Ent-
rüstung erzählen die Neger, wie in den Zeiten, in denen sie noch nichts
vom Weißen und von europäischen Waren wußten, die Haussa, auf
ihre Dummheit bauend, ihnen die wertlosesten europäischen Sachen
von den englischen Hafenplätzen brachten, sie als fabelhafte Zauberdinge
anpriesen und sich die unglaublichsten Preise dafür zahlen ließen: ein
Spiegel, groß wie ein Handteller, für einen Sklaven, der, in anderen
Werten bezahlt, ioo Mark kostete; eine leere helle Flasche, die als
verzaubertes festes Wasser angepriesen wurde, gar für zwei besonders
kräftige Sklaven. Und dann zog nach wenigen Jahren der weiße Kauf-
mann durch das Land, gab den Spiegel für ein Huhn und schenkte die
leere Flasche einem Boy. Wirkliche Furcht hat jeder Neger, besonders
jeder halbwüchsige, vor dem Sklavenfang und Sklavenhandel der Haussa.
Früher hat keiner gewagt, eine längere Strecke allein zu wandern, da
er immer Gefahr lief, vom Haussa gegriffen, mitgenommen und weiter
verkauft zu werden. Seit der deutschen Herrschaft ist diese Gefahr
unendlich vermindert, aber ab und zu kommt doch noch solch ein
Menschenraub vor, und die Neger fürchten ihn immer. Der Haussa
braucht eben Menschen, die ihm seine Handelslasten tragen, und je
weniger die Träger ihm kosten, um so besser für sein Geschäft.
Hat er nicht genug Weiber und eigene Leute, so gelingt es ihm stets,
für ein kleines Geschenk und für verhältnismäßig geringe Bezahlung
einige Träger von den Häuptlingen zu bekommen. Dadurch ist es ihm
möglich, in dem einen oder anderen Handelsartikel erfolgreich mit den
europäischen Faktoreien des Innern in Wettbewerb zu treten, die außer
dem Trägerlohn auch noch die sehr hohe Träger an werbegebühr bezahlen
müssen, sobald sie ihre Träger durch die Regierung erhalten, ohne deren
Vermittlung in manchen Gebieten überhaupt kein Mann zu bekommen
ist. In Jaunde kauft man Salz billiger beim Haussa als in der Faktorei.
Doch im allgemeinen ist der Handel der Haussa kein Wettbewerb
mit dem der Europäer; sie haben vielmehr schnell begriffen, daß es für
sie ein Vorteil ist, wenn sie den Faktoreien in die Hände arbeiten; in
manchen Gegenden Kameruns liegt zum Beispiel der Gummihandel,
einer der wichtigsten Handelszweige des Landes, vollkommen in ihren
Händen. Sie ziehen im Lande hin und her, auf schmalen, schlechten
Negerpfaden, von denen der Europäer nichts weiß, und suchen in den
Wäldern nach Gummipflanzen; sie kommen in die kleinsten Dörfer
und kaufen den Eingeborenen den von ihnen gesammelten Gummi ab,
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