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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 104

1913 - München : Seybold
Sammlung zusammenbringen konnte. Der Garten von Mr. Skott, in welchem mein gütiger Gastfreund mir diese zum Trocknen aufzustellen gestattete, bot in diesen Tagen einen wunderbaren Anblick. Die herrlichen Tropengewächse desselben schienen mit den fremden Seebewohnern, die sich zwischen sie gedrängt hatten, um den Preis der Schönheit und Farbenpracht zu streiten, und der glückliche Naturforscher, der trunkenen Auges zwischen ihnen auf- und abwanderte, mußte zweifelhaft bleiben, ob er der Fauna oder der Flora den ersten Preis der Schönheit zuerkennen sollte. Die Korallentiere des Meeres ahmten hier in wunderbarer Mannig- faltigkeit die Formen der schönsten Pflanzengebilde nach, und die Orchi- deen und Gewürzlilien des Gartens spiegelten umgekehrt die Gestalten der Insekten vor. Die beiden großen Reiche der organischen Welt schienen hier ihre Gestalten auszutauschen. Die Mehrzahl der Korallen, welche ich in Galla und später in Belli- gemma sammelte, verschaffte ich mir mit Hilfe von Tauchern. Ich fand diese hier ebenso geschickt und ausdauernd wie vor neun Jahren die arabischen Taucher in Tur. Mit einem starken Stemmeisen bewaffnet, lösten sie die Kalkgerüste, selbst größere Korallenstücke, unten, wo sie auf dem Felsboden befestigt saßen, und hoben sie mit großer Geschick- lichkeit zum Boote empor. Manche von ihnen wogen 5o—80 Pfund, und es kostete keine geringe Mühe und Sorgfalt, sie unversehrt in das Boot zu heben. Einige Korallenstöcke sind so zerbrechlich, daß sie beim Herausnehmen aus dem Wasser durch ihr eigenes Gewicht zerbrechen, und so ist es leider gerade bei manchen der zierlichsten Formen unmöglich, sie unbeschädigt nach Hause zu bringen. Das gilt z. B. von gewissen zarten Turbinarien, deren blattförmige Stöcke in Gestalt einer kegelförmigen Tüte aufgerollt sind, und von den viel- zackigen Heteroporen, welche einem kolossalen Hirschgeweih mit hundert Ästen gleichen. Die volle Schönheit der Korallenbänke erblickt man übrigens nicht bei der Ansicht von oben, auch wenn man in seichtem Wasser bei Ebbe unmittelbar über dieselben hinwegfährt und ihre Spitzen mit dem Boote berührt. Vielmehr ist es dazu erforderlich, selbst in das flüssige Element hineinzutauchen. In Ermangelung einer Taucherglocke versuchte ich schwimmend den Grund zu erreichen und die Augen unter Wasser offen zu halten; bei einiger Übung gelingt das leicht. Ganz wunderbar erscheint dann der mystische grüne Schimmer, der über dieser ganzen unterirdischen Welt ausgebreitet liegt. Das entzückte Auge wird durch die merkwürdigsten Lichteffekte überrascht, 104
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