1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Stadt, deren Häuser und Villen zwischen Gärten und Fruchtbäumen ver-
steckt sind. Eine Stunde später erreichen wir, abermals aufsteigend,
das malerische Tjitjalengka, von wo die Bahn noch bis Nagrek 177 m
steigt, um sich dann in vielen Windungen 264 m tief nach Tjibatu zu
senken. Von hier geht die Hauptbahn in östlicher Richtung nach
Maos weiter; rechts führt eine Zweigbahn in südlicher Richtung weiter
bis nach Garut, das wir in einer Stunde erreichen.
Bei Tjisat überschreiten wir eine 4o m tiefe Schlucht auf einem 180 m
langen Viadukt. Überall rechts und links bewaldete Vulkane über den
fruchtbaren, gut bebauten Tälern; so kommen wir, in beständigem
Genüsse der wilden Gebirgslandschaft, nach Garut.
9. Die Chinesen*.
Die äußere Erscheinung der Chinesen ist vom Süden bis zum Norden
des Reiches eine sehr einförmige, und selbst die Standesunterschiede
prägen sich nicht so scharf wie anderwärts in der Kleidung oder im
Schmuck aus. Der Bedarf an Kleidung in den unteren und mittleren
Klassen Chinas ist also kein erheblicher. Man rechnet, daß ein mittlerer
Mann im Jahre zwei baumwollene Anzüge braucht, die zusammen einen
Wert von höchstens 10 M. darstellen. Wollene Kleider, deren Stoff von
England und Rußland in steigenden Mengen eingeführt wird, brechen sich
nur langsam Bahn, da sie früher nur von den Wohlhabenden getragen
wurden. Gegen die Winterkälte, die selbst in Südchina nicht gering ist,
hilft sich das niedrige Volk durch Übereinanderziehen von mehreren
baumwollenen Kleidern, durch wattierte Röcke und im Norden durch
Schafpelze. Die Reichen zeichnen sich durch Kleider aus den kostbarsten
Fellen Sibiriens aus, für welche China schon vor hundert Jahren ein
großer Markt war. In den Seidenprovinzen ist der einheimische Konsum
der Seide enorm, und an Neujahr und anderen Festen sieht man die
halbe Revölkerung einer Stadt wie Tschingtufu in Seide gekleidet. Bei
Reichen tritt an die Stelle der blauen Baumwollbluse ein schlafrock-
artiges Überkleid, das bis zu den Knöcheln reicht und durch einen Gürtel
befestigt wird, an welchem Börse,Tabaksbeutel und dergleichen hängen. Die
langen Ärmel verhüllen die Hände und ersetzen die lasche. Chinas
* Ratzel, Dr Fr., Völkerkunde. 3 Bde. Bd. Iii. Die Kulturvölker der alten und
neuep Welt. Bibliographisches Institut, Leipzig'.
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