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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 138

1913 - München : Seybold
nicht nur, um den Verkehr sicher zu gestalten, sondern vor allem, um militärische Vorkehrungen zu treffen, die weite und ganz bestimmte Ziele verfolgen. Alle vier oder fünf Werst bemerken wir steinerne Wach- gebäude für Soldaten, die wie auf Vorposten in einem Feldzug stehen, daneben Wirtschaftsräume, Schuppen für Pferde und Pulvermagazine, die durch ein flatterndes Fähnchen kenntlich gemacht sind. Chinesische Arbeiter, die weiter nichts als einen bunten Lappen um die Hüften ge- schlungen haben, sind in kurzen Zwischenräumen zu Hunderten zu- sammengetrieben, um die Gleise an den Stellen zu befestigen, wo sich der Boden gelockert hat und auf einzelnen Strecken neue Dämme aufzuschütten. In Chorchonte, etwa drei Stunden hinter Mandschuria, tritt der strategische Gedanke, den man mit der Bahn durch die Mand- schurei verfolgt, noch deutlicher zutage. Man hat überall, oft unter erschwerenden Umständen, artesische Brunner: graben müssen, um den Bedarf an Wasser zu decken. Auf dieser Station hat man aber gleich zwei schwere, große, massive Türme erbaut und zwischen ihnen einen so großen Zwischenraum gelassen, daß die Lokomotiven für zwei Züge gleichzeitig Wasser nehmen können. Die Türme sind mit Schießscharten versehen und so eingerichtet, daß sich 5o—60 Mann in ihnen gegen feindliche Angriffe bequem verschanzen können. Man gewinnt sofort den Eindruck, daß die mandschurische Bahn viel sorgfältiger als die west- und mittelsibirische gebaut ist. Schienen, Schwellen und Dämme sind aus besserem Material angefertigt als in jenen Gegenden. Das Bild der Steppe ist durchaus nicht ein- tönig wegen der wechselnden und oft prächtigen Beleuchtung, die sich vom Sonnenaufgang bis zum Abend auf ihr abspielt und immer neue Bilder an uns vorbeiziehen läßt. In Irekte wird eine zweite Lokomotive vor unsern Zug gespannt, da wir die Höhe des Chingangebirges zu ersteigen haben. Die sonst so einsame Gegend wird plötzlich von Tau- senden von Menschen belebt. Unter unaufhörlichem Keuchen beginnen die beiden Maschinen unsern Zug auf drei Kehrwegen auf das Chingan- gebirgc 1000 m hoch zu schleppen. Das Terrain setzt sich aus Strecken voll schroffaufragenden Gesteins, das unmittelbar vor unserm Zug herab- zustürzen droht, und freundlichen breiten Tälern zusammen. Hirten, die hinter ihren Kühen und Lämmern zu Pferde traben, Kulis, die in Erdhütten wohnen und sich mit rauchgeschwärzten Gesichtern aus Iaeisig unter einem Kessel Feuer machen, Arbeiter, die zwischen den stehen- gebliebenen Spitzen des ausgestochenen Erdreiches wie die Katzen lagern 138
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