1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Wogen in einem kleinen Nachen einhertänzelt und die fernen Dämme zu
beiden Seiten jede Aussicht auf die Pflanzungen versperren, lernt man
die Größe und Breite des Mississippi kennen.
Wir brauchten weit über zwei Stunden dazu, von einem Ufer an das
andere zu gelangen, und kamen todmüde, von der Strömung weit
unterhalb des beabsichtigten Zieles hinausgetrieben, jenseits an. Auf
der tiefen, von Kanälen durchzogenen Plantage war man eben daran,
die ersteren von Unkraut zu reinigen und die Felder zu pflügen,
wobei die Maultiere ihre Hufe in großen ledernen Schuhen stecken
hatten, um nicht in dem feuchten, weichen Humusboden einzusinken.
Außer den höchst sinnreich angelegten Wasserschleusen war nun aller-
dings nichts Bemerkenswertes zu sehen, und so bat ich den Pflanzer,
uns den ganzen Prozeß der Feldarbeiten zu erzählen. Das Pflügen
wird bis zum Februar oder März fortgesetzt, worauf das Eggen beginnt,
um den Boden gehörig zu zerkleinern. Ein Mann und ein Maultier eggen
per Tag 8—io Acker (3,2—4 ha). Ist dies geschehen, so werden
tiefe Furchen im Boden gezogen, die zur Aufnahme des Samens dienen.
Damit beginnen die malerischen Aufzüge der Negerinnen durch die Felder.
Die schwarzen Guineaweiber mit dicken Lippen, dummen Gesichtern
und plumpen Gliedern, kaum mit einem lose von den Hüften bis
zu den Knieen hängenden Röckchen bekleidet, tragen den Samen in
ihren Schürzen oder in kleinen Körben und säen ihn mit der Hand
in die Furchen. Die Quantität Samen per Acker (o,4 ha) beläuft sich
aul 21/2 Bushel (90 1). Den Negerinnen folgen die Coverer, die mit
rohen, aus einem Stückchen Brett mit durchgestecktem Stiel bestehenden
Werkzeugen den Samen bedecken und die Erde darüber etwas ebnen.
Einige Pflanzer lassen den Samen unbedeckt. Sobald die Felder besät
sind, werden die „trunks“ (Schleusen) geöffnet und erstere unter Wasser
gesetzt. Diese „trunks“ sind von eigentümlicher Einrichtung. Sie be-
stehen aus einem hölzernen Kasten, welcher horizontal in den Fluß
und Feld abtrennenden Damm eingesetzt sind. An beiden Seiten sind
Schleusentore, die vom Damme aus gehoben werden, aber sich auch
gleichzeitig an horizontalen Angeln nach auswärts drehen können. Soll
das Feld überschwemmt werden, so wird das dem Fluß näher stehende
Schleusentor in die Höhe gehoben, und der Druck des Wassers, das
nun durch den Kasten strömt, öffnet das innere Tor von selbst und hält
dieses so lange offen, bis das Feld überschwemmt ist. Wird dann
das Außentor wieder herabgesenkt, so hört der Wasserstrom auf, und
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Jviurawski, Quellenlesebuch 11