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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 163

1913 - München : Seybold
zierliche, fette Dingerchen, in ungeheuren Schwärmen aus dem Norden kommend, in den Reisgegenden ein und richten hier schreckliche Ver- wüstungen an. Manchmal zerstören sie nicht weniger als /io—6oo/0 der ganzen Ernte. Mit ihren scharfen, spitzen Schnäbeln öffnen sie die Hülsen und saugen aus ihnen jene milchige Substanz, welche sie ent- halten, bevor die Körner ganz reif geworden sind. Dadurch werden aber diese letzteren ganz ungenießbar, und der Pflanzer und seine Aufseher sind deshalb den ganzen Tag über auf dem Felde, um die Vögel zusammenzuschießen oder zu verscheuchen. Zu Hunderten werden die fetten, genießbaren Tiere auf der Tafel des Pflanzers aufgetragen und gewähren also zum mindesten dadurch eine Entschädigung für den von ihnen angerichteten Schaden. Der Reis wird von den Negern mit eigenen Werkzeugen, den sogenannten „rice hooks“ (großen, krummen Sicheln) geschnitten und gleich in Garben gebunden. Leider kommen im August gewöhnlich heftige Regen- güsse vor, die gar häufig dem Pflanzer den Spaß verderben. Ist jedoch das Wetter schön, dann eilt alles in die Felder, und Weiber und Kinder sind eifrig damit beschäftigt, die schönen goldgelben Pflanzen geschickt in Garben zu binden, die von den Negern nach den Scheuern getragen werden. Sind diese letzteren sehr weit entfernt, so werden die Garben auf flache Boote zusammengetragen und in den Wasserkanälen nach dem Pflanzerhof gerudert. Dann bieten die Reisplantagen in der Tat einen schönen, reizenden Anblick dar, der uns an die Szenen des südlichen Ägyptens erinnerte: der blaue, klare Himmel, die goldenen Felder, von Kanälen durchzogen, landeinwärts ein dunkler Wald von hohen, schattigen Bäumen, zwischen welchen man das Haus des Pflanzers und das Negerdörfchen, „the Quaters“, mit seinen kleinen, weißen Häusern sehen kann, jenseits der breite, durch Dämme geschützte Strom, auf welchem stattliche Segler und Dampfschiffe entlang fahren, auf den Feldern die Negerinnen mit ihren kurzen, hochaufgeschürzten Röcken, die Männer mit einer kurzen Hose notdürftig bekleidet. In der Nähe des Gehöftes sind auf einem freien Platz ein oder zwei Dutzend Äthiopier mit dem Dreschen der Garben beschäftigt, oder man hört das Klappern der Dreschmaschine, die auf vielen Plantagen das Hand- dreschen ersetzt hat. Das Reisstroh wird häufig wie Heu in Ballen zusammengepreßt und als Futter verwendet, während die Reiskörner auf Schiffen geradeso wie Tabak und Getreide nach den in Amerika allgemein eingeführten „Elevatoren“ (Mammutspeichern) kommen. 163 11»
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