1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
den Loskauf kriegsgefangener Weiber durch ihren Stamm erleichtern.
Die Bemalung hat wohl in vielen Fällen die Tätowierung ersetzt. Und
wahrscheinlich kommt das Aufhören dieser Sitte zum Teil daher, daß die
jetzige Methode der örtlichen Anwendung von Farben weniger schmerz-
lich und weniger lästig ist.
Die Schmucksachen der Indianer haben weniger Eigenartiges, und für
gewöhnlich sind sie auch nicht zahlreich oder glänzend, es ist bezeichnend,
daß besonders schmuckreich die von Negern stammende Boni Guayanas
sind. Die Frauen der Orinokostämme schmücken sich mit Halsbändern
von Zähnen, Glasperlen, kleinen Wurzelstückchen von Ipekakuanha usw.,
und die Männer tragen als Schmuck, angehängt an einem Strick von
Cumare, die Fangzähne und Krallen von Jaguaren, auch Kaimanzähne
oder Glasperlen. Am Bara und in anderen Teilen Brasiliens und Guayanas
sind vorwaltender Schmuck Ketten aus harten Pflanzenkernen und ein
Halsband aus kleinen, auf eine Schnur gereihten Kürbissen, in welche
die Frauen allerhand Figuren von Menschen und Tieren gezeichnet haben.
Der ganze Schmuck der Galibi besteht aus einem solchen Halsbande
und zwei Beinringen, einem über und einem unter der Wade. Zahlreiche
Arm- und Fußringe übereinander kommen wohl bei den Boni afri-
kanischen Blutes, nicht aber bei den eigentlichen Indianern vor. Da-
gegen sind Fingerringe aus Kupfer in nordamerikanischen Gräbern ge-
funden worden, und solche aus Palmenfrüchten finden sich bei den
Goajiros des nördlichen Südamerika. Carajones und Rukujenn tragen
silberne Ohrgehänge von dreieckiger Gestalt und einen ebenso zungen-
förmigen Stift in der Unterlippe. Diese Schmucksachen werden bei
den ersteren aus Geldstücken hergestellt, während die Rukujenn dazu
Stücke von Weißblech verwenden. So wurden die Sardinenbüchsen,
welche Crevaux an den oberen Maroni gebracht hatte, in solche Ohr-
gehänge verwandelt und fanden bei den Eingeborenen von Guayana weite
Verbreitung, ähnlich wie die Indianer von Tucuman silberne Löffel
zu diesem Zweck zu erwerben suchten, aber in Formen verarbeiteten,
welche ganz an die in den Gräbern erinnern. Die Orejones durchbohren
Ohrenränder, Ohrläppchen, Nasenflügel und Unterlippe und stecken runde
Rindenstückchen hinein, deren Dimensionen sich nach und nach bis
zu 16—20 mm vergrößern.
Die Bewaffnung der nordamerikanischen Indianer ist ausgezeichnet
durch das Vorwalten des Steines in Form von Pfeil- und Speerspitzen,
Beilen und Messern. Holzkeulen und Holzspeere treten zurück. Früher
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