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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 187

1913 - München : Seybold
Jedes Ding hat seine zwei Seiten. Als es am andern Morgen von allen Seiten schwer tropfte und uns hin und wieder Regenschauer begossen, war ich über das Mißliche solchen Wetters ärgerlich, aber ich sollte später erfahren, daß es angenehmer war, im Dezember unter südlicher Sonne in nasser Kleidung, als mit zerstochener Haut zu marschieren. Wir näherten uns scheinbar einem größeren Flusse. Sumpfniederungen traten an Stelle des steinigen Untergrundes. Da hätte uns das Ungeziefer bei trocken-warmem Wetter schön zug^richtet! So drehen sich die Waldschläger alle halbe Stunde ihre Hemden aus, die so voll Wasser gesogen waren, als wenn sie aus einem Waschzuber gezogen würden. Meine Gummikappe war so schwer, daß mir ihr Kragen eine Last wurde, und der Schweiß floß mir wie in einer irisch-römischen Badepackung am ganzen Körper herunter und ermattete mich stark. Als der Wald höher, das Dickicht lichter wurde, band ich mir meine Kappe um die Schulter; den Rock hatte ich der Hitze wegen schon am vorigen Tage abgelegt. Während der Ruhepausen der Waldschläge glaubten wir erst undeut- lich, dann lauter in der Ferne das Rauschen eines größeren Baches zu hören. Bald begleiteten wir seine Ufer, wußten aber nicht, ob wir ihn zu durchwaten hätten. Da öffnete sich der Ausblick auf einen breiten Fluß vor uns, dem er seine Wasser zuführte, io m hreit zog quer vor unsrer Marschrichtung ein hochangeschwollener Bergstrom dahin und über- flutete vielerorten sein Ufer. Lehmig-gelbrot floß sein Wasser und verriet uns weder seine F ntiefen noch seine Tiefe. Schon am Ufer aber zeigten uns Messungen eine Tiefe von Brusthöhe. An ein Durchwaten war nicht zu denken, der wilde Fluß hätte uns mit sich fortgerissen. Schwimmen konnte leider kaum einer der Jungen. Eine fast unverständliche Tatsache! Weder Kavalleriefalthoote noch ein Pontonhakett standen zur Verfügung, nur eine gute, rechtschaffene Axt, jenes so wichtige Urhandwerkzeug unserer Wrdern, das wir modernen Menschen kaum mehr beachten. Wir such- ten und fanden bald hart am Ufer einen hohen Baum, der mit seinen unterspülten Y\ urzeln seine Krone schon lange nach dem andern Ufer neigte. Nach einem Dutzend kunstgerechter Hiebe senkte er sich lang- sam aber sicher nach dem andern Ufer und schlug uns eine Laufbrücke, als deren Geländer einige Äste hochragten. Die Jungen zogen ihre Stiefel aus und balancierten flink hinüber, um nun auf der andern Seite durch die Äste der Baumkrone eine Gasse herauszuhauen. Das war das interessante Ereignis dieses Tages. Das Gelände blieb 187
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