Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 196

1913 - München : Seybold
In der Gasse, die auf den Sok hinausführte, saßen zunächst Töpfer; die verkauften flache Tonschüsseln mit Deckel, schlanke Henkelkrüge mit eingebrannter schlichter Ornamentik, Feuertöpfe, enorme bauchige Wasserbehälter, winzige Öllämpchen von tausendjähriger Form, alles Gefäße, wie sie, so schien es Monika, dem Haushalt der Semiramis ge- dient haben mochten, ihrer Gestalt und Ausführung nach. Dann folgte eine lange Reihe der Korbflechter. Da lag manch hübsches Geflecht von bunt gefärbten Weiden, flache Körbe zumeist, die zum Aufträgen der Schüsseln dienten, und die spitzen Kuskussudeckel in allen Größen, bis zu meterhohen. Etwas weiter auf dem Platze draußen saßen Händler billiger imitierter Schmuckgegenstände europäischen Fabrikats, nach den klassischen maurischen Silberarbeiten roh in Zinn gegossen, die beliebten Smaragden und Korallen durch Glas und Wachs ersetzt. Da kauerten die Ärmsten der Armen in dichtem Gedränge, eine anspruchslose Eitelkeit um wenige Kupfermünzen befriedigend. Dann kamen die Apotheker, die saßen nicht schutzlos auf der Erde; ein kleines, vielgeflicktes zweiseitiges Zelt beherbergte sie und all den Kram der Wunderkräuter, des heilsamen Tees, der seltenen Gewürze; auch Sepiaknochen gab es da, zum Reinigen der Silberwaren, auch Seifenwurzel zum Waschen der schönen weißen Haiks. Zelte hatten auch die Barbiere; die hatten europäische Rasier- messer zu 16 Pf. das Stück, die nicht erheblich schlechter wurden, auch wenn man sie gelegentlich benutzte, um Igel, die beliebten Leckerbissen der Mauren, von ihren Stacheln zu befreien. In all den Zelten wurde eifrigst rasiert. Das Opfer lag auf der Erde, den Kopf auf den Knieen des Barbiers. In einer Ecke der Stadtmauer, dem ärgsten Gewühle ent- rückt, bot ein Mann sonderbar weiße Holztäfelchen feil, sauber poliert und einige davon mit zierlichen Kerbschnitten am Rande. Ein Koran- spruch, in brauner Farbe aufgetragen, prangte am Kopfe. Das waren die Schreibhefte maurischer Schulkinder, und der freie Raum des Tä- felchens diente zum Kopieren des Spruches. An einer höher ragenden Stelle stand eine Gruppe verhüllter Landfrauen, die schweigend und regungslos das Werk ihrer Hände, bunte wollene Haiks, vor sich hinge- breitet hielten. Einige von ihnen entfalteten schöne gewobene Teppiche, deren Farben weithin in die Sonne leuchteten. Gegen das Zentrum des Platzes zu befanden sich die Stände der Lebensmittel: Eier, Honig in Krügen, denen ein Stück von einem Kaktusblatte als Kork diente, länd- liche Brote, Datteln, Felle, all die kleinen Reichtümer der Landbewohner, die nur diesen Tag jede Woche zur Stadt kamen, um ihre bescheidenen 196
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer