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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 201

1913 - München : Seybold
duinenstämme betrachten es als ein ihnen ausschließlich zustehendes Recht, die Fremden zu brandschatzen. In den meisten Fällen wird der Reisende, um nicht im Genuß der Sehenswürdigkeit gestört zu werden, wohl manches über sich ergehen lassen, aber die Herren Wüstensöhne haben die üble Angewohnheit, in schwierigen, fatalen Situationen die Verlegenheit des Fremden auszu- beuten, indem sie mit ihren unberechtigten Forderungen blitzschnell hervortreten, wie ich gleich darzutun Gelegenheit nehmen werde. Als wir in Gizeh den Wagen verlassen hatten, bedeutete uns der getreue Hassan — unser Dragoman —- daß, um das Innere der Cheops-Pyramide zu besichtigen, wir zunächst dem Schech (Schej türkisch, Scheich arabisch, Stammesältesten) unsere Absicht kund tun müßten. Der letztere kam übrigens schon äußerst würdevoll auf uns zugeschritten und forderte von jedem ,,Visitateur cinq francs“ für je zwei Begleitmannschaften. Die Verhandlung wurde in französischer Sprache — allerdings sehr rade- brecherisch — geführt. Ich erhielt zuerst ein paar hochgewachsene, kaffeebraune Kerle zugeteilt und begab mich, ohne Zeit zu verlieren, mit ihnen zum Eingang der Pyramide, die sich etwa fünf Meter über dem Wüstenniveau befindet. Anfänglich — solange der Gang ziemlich eben hinläuft — ging das ganz bequem, und ich fragte mich schon im stillen, wozu eigentlich zwei Begleiter nötig seien. Zum Halten der Kerze wäre doch einer vollkommen genügend. Aber bald geht.’s steil hinauf, und je beschwerlicher der Weg, desto heißer die Atmosphäre. Die Hitze innen beträgt etwa 26 bis 28 Grad Reaumur. Zudem ist der Gang stellenweise so eng, daß ich wie eine Schlange auf dem Bauche liegen mußte, von dem vorderen Beduinen gezogen, von dem hinteren ä tempo geschoben. So ging’s fort bis zu dem großen „Fallstein“. Mit diesem Stein war die Königsgruft ehedem geschlossen. Beim Öffnen der letzteren hat man die oberen kleineren Steine heraus^emeißelt. O Über diesen Schlußstein muß man hinwegklettern. In Schweiß gebadet und schrecklich beschmutzt stand ich da, nach Luft ringend. Meine beiden Reisegefährten aus dem Hotel hatten mir, nachdem sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, nachgerufen, sie verzichteten auf die Besichtigung der Totengewölbe, und waren umgekehrt. Ich befand mich also in dem düsteren, durch eine unruhig flackernde Kerze recht notdürftig erhellten Raum allein mit den beiden Arabern. Sie staubten mich ab und trösteten mich, daß die schwierigste Stelle des Weges zurückgelegt sei, und daß jenseits des großen Steines der Gang sehr 201
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