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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 202

1913 - München : Seybold
hoch sei. Diesen Zeitpunkt hatten die Kerle ausersehen, um mich unter ihre Presse zu nehmen. Sie erbaten sich ein jeder seine zwei Franken. Kein Reisender weigere sich dessen; dem Schech möge ich den ihm zustehenden Frank selber geben. Ich hatte nicht gewagt, die Geldtasche hervorzuziehen, so begierig folgten die Halunken jeder meiner Bewe- gungen. Ich gedachte der peinlichen Situation dadurch ein Ende zu bereiten, daß ich ihnen ein gebieterisches „en avant“ zurief, aber die Kerle kehrten sich nicht daran, grinsten wie die Teufel und drangsa- lierten mich weiter. Es schien mir denn doch geratener, ihnen zu will- fahren, und da ich stets für vorkommende Fälle einiges Geld lose in der Tasche bei mir trug, so konnte ich durch Betasten die Stücke unter- scheiden und herausnehmen. Das Manöver glückte. Sofort schwang sich der erste Beduine wie eine Katze auf den Stein, nahm meine linke Hand in seine Rechte, zählte bis drei, und riß mich empor, indem der unten- stehende kräftig nachhalf. Ich fühlte meinen Körper wie durch einen elektrischen Schlag erbeben und stand oben. Jetzt lag zwar ein ziemlich hohes Gewölbe, aber eine sehr glatte und steile Bahn vor mir. In Stiefeln da hinauf zu kommen, schien mir ganz undenkbar, trotzdem brauchte ich die meinigen doch nicht abzulegen, denn die schlauen Araber wußten guten Rat. Sie stellten sich in seitlicher Richtung auf, nahmen mich in die Mitte, verschränkten ihre Arme mit den meinigen, so daß ich fest zwischen ihnen eingekeilt war, und klommen nun in dieser Weise Schritt für Schritt mit mir aufwärts. Endlich hatte ich den nicht ungefährlichen Weg glücklich zurückgelegt und befand mich am Ziel meiner Wünsche, im Grabgemach des Königs Cheops, von dem Herodot so wundersame Dinge berichtet. Mit dem mächtigen Umfang des Baues (die Fundamentallinie beträgt 233, die Scheitellinie i46 Meter) steht die Beschaffenheit der Innenräume hin- sichtlich ihrer Größe in gar keinem Verhältnis. Die Totenkammer des Königs mißt 10,43 zu 5,20 Meter, die Höhe 5.,8i Meter. Außerdem finden sich oberhalb der königlichen Gruft fünf kleine Räume über- einander, die nur auf Leitern zugänglich sind; sodann tief unten — in den natürlichen Fels eingesprengt, auf welchem die Pyramide erbaut ist — noch eine größere Kammer. Die letztere ist durch einen Schacht mit dem nach der Königsgruft führenden Gange verbunden. Zu erwähnen sind ferner zwei Luftzüge, welche von der Königskammer ausgehen und diese durchlüften. Nur in dem königlichen Grabgewölbe steht noch heute der gra- nitene Sarkophag, in welchem die Mumie des Königs Cheops beigesetzt war. 202
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