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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 246

1913 - München : Seybold
winklig durchschnitt der große Mitchellfluß, der im Golf von Carpen- taria mündet, den Zaun, das ganze Gebiet vierteilend. Übrigens, als der große Überlandtelegraph quer durch Australien gebaut wurde, erschien eines Tages ein alter Neger, eine Autorität in allem, was die Viehzucht betrifft, auf der Bildfläche und beobachtete lange kopfschüttelnd die Drähte. Endlich wandte er sich entrüstet ab. „Weißer Mann viel Schafskopf. Macht Draht so hoch, alles Vieh läuft drunter weg!“ Sprach's und schlug sich seitwärts in die Büsche. Als wir über den Fluß setzten, rieselte mitten durch das gewaltige, über 5oo Meter breite, tief eingeschnittene Bett ein dünner Faden Wasser, wie ein sehr kleiner Junge in den Hosen seines sehr beleibten Vaters einherstolziert. Aber es war doch wenigstens fließendes, lebendes Wasser. Ich sprach meine Verwunderung aus über das scheinbare Mißverhältnis zwischen Bett und Strom. Aber der Vorsteher lächelte nur und sagte: „Warten Sie mal ab!“ Kurz darauf sichteten wir die ersten Känguruhs. In Wrotham Park waren die Beuteltiere ziemlich selten. In anderen Gegenden dagegen werden sie vielfach zur Fandplage. Seitdem der Neger, der sie jagte, vor der „Zivilisation“ verschwunden ist, haben die Tiere oft unglaublich überhand genommen. Fast jeder Distrikt im Innern legt sich eine Steuer auf, die nach der Kopfzahl des Viehbestandes be- rechnet wird, um einen Kriegsfonds gegen diese Vernichter des Weide- landes zu gründen; und Hunderte von Menschen leben lediglich vom Känguruhschießen. Für den Skalp erhalten sie einen gewissen Preis, und das Fell verkaufen sie auch noch, oft zu 5—6 Mark das Stück. Der Känguruhjäger muß ein sicherer Schütze sein und dazu ein guter Pfadfinder. Auf seinem Pferde sitzend, verfolgt er mit dem Bepetier- gewehr eine Familie, vom Sattel eine nach der anderen der Impfenden Biesenratten erlegend. Dabei darf er, um das Fell zu schonen, nur die Kugel benutzen. Dann kehrt er nach einer Jagd von vielleicht zehn Meilen auf seinen eigenen Spuren zurück und balgt die Beute ab, wo sie gefallen ist, das Pferd mit den Häuten beladend. Habichte, Krähen und Hunde teilen sich in das Fleisch. Im Fager angekommen, spannt er die Felle dann auf dem Boden in der Sonne aus, die Innenseite nach oben, und bestreut sie mit Salz und Asche, bis sie getrocknet und zum Versand bereit sind. Auf wilde Hunde, die viel Schaden unter den Herden anrichten, steht 246
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