1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
wog. Der Boden bietet einen gewissen Vorteil dadurch, daß das Zelt fester
wird und leicht aufzuschlagen ist, während zugleich der Wind weniger
leicht durchdringt. Das ganze Zelt, Seitenwände und Boden, ist zu
einem Stück zusammengenäht, in welchem als einzige Öffnung nur ein
kleiner Schlitz zum Hindurchkriechen ist. Es hat jedoch den einen
Nachteil, daß es fast unmöglich ist, mit sich selbst nicht auch ein
gewisses Quantum Schnee an den Füßen hineinzubringen. Dieser schmilzt
in der Nacht infolge der Wärme des auf ihm ruhenden Körpers, der
Zeltboden saugt die Feuchtigkeit auf und verursacht dadurch, daß das
Zelt beträchtlich schwerer ist als das von mir angegebene Gewicht. Ich
gab infolgedessen den Gedanken an ein solches Zelt auf und nahm ein an-
deres mit ungefähr denselben Abmessungen, aber ohne Boden und ebenfalls
wie jenes aus Rohseide. Das Aufschlagen dieses Zeltes dauert etwas länger,
doch war der Unterschied nicht groß. Die Wände wurden durch Pflöcke
niedergehalten, und wenn wir damit fertig waren, pflegten wir es sorg-
fältig mit Schnee zu verdämmen, um Wind und Zug abzuhalten. Dann
kam das eigentliche Aufrichten des Zeltes, das in der Weise ausgeführt
wurde, daß einer durch das Loch hineinkroch und es mit einem Ski-
Stocke, der auch als Zeltträger diente, in die Höhe hob. Das Zelt wog.
einschließlich 16 Pflöcken, nur i,4 kg, hielt die ganze Reise bis zum
Herbst 1895 aus und war uns stets ein lieber Zufluchtsort.
Der Kochapparat, den wir benutzten, hatte den Vorteil, daß er das
Feuerungsmaterial aufs sorgsamste ausnutzte. Wir konnten damit in
sehr kurzer Zeit nicht nur Essen kochen, sondern gleichzeitig reichliche
Mengen Trinkwassers schmelzen, so daß wir morgens und abends so viel
wie wir mochten trinken konnten. Der Apparat bestand aus einem Koch-
gefäß und zwei Gefäßen zum-Schmelzen des Schnees und war in fol-
gender Weise eingerichtet: Im Innern eines Ringgefäßes (b) befand
sich der Kessel (a), unter welchem die Lampe brannte (d), so daß die gan-
ze sich beim Gebrauch entwickelnde Hitze in den Raum (e) zwischen dem
Kessel und dem Ringgefäß gedrängt wurde. Darüber war ein dicht
schließender Deckel (f) mit einem Loch in der Mitte, durch welches
die heiße Luft passieren mußte, ehe sie weiter zog und den Boden
eines darüber befestigten flachen Schneeschmelzers (c) erreichte. Nach-
dem die Luft hier einen Teil ihrer Hitze abgegeben hatte, wurde sie
durch einen das Ganze umgebenden Mantel (g) an der Außenseite
des Ringgefäßes wieder nach unten geleitet, wo sie die noch übrige
Y\ ärme an die Außenseite des letzteren abgab, so daß sie schließlich
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