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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 278

1913 - München : Seybold
Wir zogen unsere Fausthandschuhe an, die ausschließlich zum Bauen von Schneehütten angefertigt waren. Sie hatten lange Stulpen, die festgebunden werden, um den Schnee am Eindringen in den Ärmel zu hindern. Jeder mit einem wohl einen halben Meter langen Messer be- waffnet, begannen wir unser Werk. Der zu diesem Zweck ernannte Baumeister steckte zuerst einen Kreis als Bauplatz ab, und dieser Linie entlang trat er eine vier Zoll tiefe Rinne, die dann die Schneeblöcke der Grundmauer zu stützen hatte. Wir andern schnitten Blöcke heraus, und der Baumeister setzte sie auf. Eine Iglu — so nennen die Eskimos ihre Schneehütten — wird spiralförmig, ungefähr wie ein Bienenkorb, und immer der Sonne entgegen gebaut, das heißt von rechts nach links. Die Blöcke müssen eine Länge von zwei Fuß und eine Höhe von andert- halb Fuß haben und vier Zoll dick sein. Die größte Schwierigkeit besteht darin, die Hütte nach oben zu verjüngen und das Dach aufzusetzen. Eine gerade Mauer kann natürlich jeder Stümper auf richten. Da das Thermometer minus siebenundfünfzig Grad Celsius zeigte, wurde keiner zur Faulheit verführt, und die Arbeit schritt rasch voran. So schnell wie möglich machte sich der Koch des Abends innerhalb der Mauern an seine Pflichten, die darin bestanden, nicht allein das Essen herzustellen, sondern auch die Hütte zu erwärmen; und als ein angenehmer Essen- geruch zu uns herausdrang, ging die Arbeit außen geradezu mit rasender Schnelligkeit vorwärts. Das letzte Werk war, alle Spalten abzusuchen, durch die das Licht herausschimmerte, und sie gut zu verstopfen. Dann sahen wir noch nach den Schlitten, damit alles pünktlich verschnürt und zugedeckt wäre, und zwar nicht zum mindesten wegen der Hunde, die große Diebsgesellen waren. Die Ärmsten hatten sich im Schutz der Hütte so gut es ging im Schnee zusammengerollt und bei der grimmigen Kälte die Schnauze unter den Schwanz gesteckt. Die Hütte war fertig, wir warfen einen letzten Blick in die große Stille hinaus, auf den in erblassendem grünlichem Schimmer leuchtenden Himmel und die immer heller funkelnden Sterne. . . . Dann klopften wir uns den Schnee von den Kleidern und schlüpften in die Hütte hinein. Und das muß ich sagen: auf der Welt hat es wohl an jenem Abend kaum irgendwo glücklichere Menschen gegeben als uns vier in dem warmen, behaglichen Raum um das dampfend heiße Essen — und Wand an Wand mit der großen Schneewüste und dem klingenden Frost. Nach der Mahlzeit kamen die Tabakspfeifen an die Reihe, und nur in dem Gedanken, daß wir am nächsten Morgen neuen Strapazen entgegen- 278
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