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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 280

1913 - München : Seybold
machten sie sich eben doch los — nämlich die von ihnen, die dazu geneigt waren. Als alles in Ordnung war, brachen wir auf. Nach der Erfahrung von gestern setzten wir unter die mit Neusilber beschlagenen Schlittenkufen wieder hölzerne, weil bei der scharfen Kälte die Schlitten auf Holzkufen viel besser liefen. Das beste, was man in dieser Beziehung lun kann, ist, wie es die Eskimos machen, die Kufen einen feinen Eisüberzug be- kommen. zu lassen; dann gleiten sie wie geschmiert dahin. Aber darin hatten wir noch keine Erfahrung. Das Distanzrad war auf dem Hunde- schlitten angebracht; es war ein altes Rad von der zweiten Framexpedi- tion, aber noch in vortrefflichem Zustande. Trotz aller unserer An- strengungen schien aber das Rad stillzustehen — so langsam kamen wir vorwärts. Was unsere Anstrengungen noch vermehrte, war ein feiner, scharfer Gegenwind, der einem die unbedeckten Teile des Gesichts zer- riß. Beständig mußte einer des andern Gesicht betrachten, und da fanden wir gewöhnlich bald eine weiße Nase, bald eine erfrorene Wange. Dann taten wir, was die Eskimo tun: wir zogen eine warme Hand aus dem Fausthandschuh und legten sie auf die erfrorene Stelle, bis das Blut wieder zirkulierte. Das alte Hausmittel: die betreffende Stelle mit Schnee einzureiben, hatte ich längst verworfen — und die Eskimos wuß- ten auch nichts davon. Während der schlechte leichte Wind und die minus fünfzig Grad Celsius uns wie Nadeln oder Peitschenhiebe trafen, schienen die Hunde gar nicht darunter zu leiden. Aber die armen Tiere plagten sich erbärmlich, besonders während der ersten Morgenstunden, wo sie noch steif vom vorhergehenden Tag waren. Auch wir Menschen zogen schwerfällig. Und ich erkannte, daß wir bei dieser Art zu reisen sehr wenig gewinnen würden. Da weder am zweiten noch am dritten Tag in der Temperatur irgendeine Veränderung eintrat, beschloß ich nach Rücksprache mit meinen Kameraden einfach umzukehren und milderes Wetter abzuwarten. Am Morgen des dritten Tages legten wir daher einen Teil unserer Vor- räte als Depot in die Schneehütte und mauerten das Loch zu. Die Tage der Hütte wurde genau aufgenommen, eine Flagge oben daraufgesteckt und das Ganze photographiert. Nun richteten wir unseren Kurs auf den Gjöahafen zurück. Die Hunde merkten bald, in welcher Richtung es jetzt vorwärts ging — und auch wir Menschen fühlten uns alle sehr erleichtert, daß unsere nutzlosen Miihsale aufgegeben waren. Und siehe da! der Heg, zu dem wir zwei und einen halben Tag gebraucht hatten, das heißt zehn 280
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