1913 -
München
: Seybold
- Autor: Murawski, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
in der Kammer an dem lauten Gange der Maschine und dem starken
Geräusch um das Schiff, daß wir uns im dichten Eis befanden.
Wir lagen zwischen großen Schollen, die bis zu io m Durchmesser
und bis zu 6 m Dicke haben mochten, und brachen uns in der Frühe
noch langsam Bahn in Waken und Rinnen dazwischen, indem uns
einige große Eisberge zur Orientierung dienten, was bei der Notwendig-
keit eines häufigen Kurswechsels wertvoll war, wenn sie selbst auch
langsam trieben. Da wir wenig von der Stelle kamen, wurde es mit
Freude begrüßt, als um sieben Uhr morgens zwei Robben sichtbar wur-
den. Wir drängten uns mit dem Schiffe noch bis in ihre Nähe, dann
wurde lebhaft gefeuert; als die Tiere trotzdem noch Lebenszeichen von
sich gaben, jagten Gazert, Ott, Heinacker und Besenbrock über die
Schollen ihnen nach. Dem einen Tiere wurde aus unmittelbarer Nähe
der Beststoß gegeben, das andere wurde erschlagen. Es war eine wilde
Jagd. Menschen und Tiere rollten sich durcheinander und natürlich
aucli zum Teil ins Wasser hinein. Doch der Zweck war erreicht und
die Robben erbeutet. Es waren Krabbenfresser, die wir zum ersten Male
sahen, mit spitzen Schnauzen und hellbraunem Fell, welches bei dem
einen am Hinterkörper noch in ein dickeres, sich scharf absetzendes
wolliges Fell überging. Beide hatten Wunden auf dem Rücken, die noch
frisch waren. Das Fleisch wurde an demselben Tage verspeist und
schmeckte vortrefflich.
Wir setzten unseren Kurs gegen Westen hin fort, da es nach Süden
nicht weiterging. Am Abend des selbigen Tages wurde noch ein See-
leopard erlegt von 3,7 m Länge, großem Kopf und buntem Fell. Auch
Pinguine hatten wir schon viele um uns gehabt, und zwar die kleinere
Form der Adelies, die bei ihrem lebhaften Temperament von Scholle
zu Scholle hüpfen und dazwischen liegende Waken behende durchschwim-
men. Verschiedentlich bliesen große Wale in nahen Waken, was hei dem
Reichtum an Krabben dort nicht wunderlich war. Bei untergehender
Sonne bestimmten wir auf einer Scholle noch die magnetische Deklina-
tion und wandten uns dann gegen Norden aus dem Eise heraus, um
während der Nacht längs seiner Kante zu fahren, da der Weg nach
Süden verlegt war. Am Abend begann ein schönes Südlicht, das sich
als grüne Draperie mit violettem Saum lebhaft über den Himmel be-
wegte. Wir fuhren nun zunächst unter Volldampf an der Fiskante ent-
lang zwischen vielen mächtigen Bergen, die uns öfter Land vortäuschten.
Wo aber war Terminationland? Die in diesen Tagen vorgenommenen
282