1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Eroberung von Cypern (560). Nach der Persischen Erobe-
rung durch Cambyses, 525, behaupten nur einzelne acgypti-
sche Fürsten in den unzugänglichen Sümpfen des Delta theil-
weise Unabhängigkeit: Inaros 463, Ainchorte (Amyrtäus)
404, Hakor (Achoris) 392, Nechtneb (Nektanebo) 382, Teos
(Tachos) 364. Von Alexander 331 erobert, wird Aegypten
unter den P toi e mäern ein eignes Griechisches Reich, ver-
grössert durch den zeitweiligen Besitz von Palaestina, Cy-
pern, West-Cilicien, Cyrene und durch Handelsniederlassungen
an den Küsten Aelhiopiens; endlich 31 v. Chr. Römische
Provinz.
<$. »O. Das eigentliche Aegypten, d. i. das angebaute
Land oder das Nilthal, war seit ältester Zeit in 27 Bezirke
(ri/ioi) eingethei.lt, deren 10 auf das Delta, 10 auf die
Thebais, 7 aul das Mittellund kamen, daher dieses den von
den Griechen in Heplanomis übersetzten Namen behielt, selbst
als unter Seti I. durch Veränderung der Eintheilung die Zahl
aller Nomen auf 36 vermehrt wurde. Erst unter den Pto-
lemäern wurden auch die in der Libyschen Wüste liegenden
Oasen (’Oßffftf, Avions, ägypt. Uahe, noch jetzt 11 'alt)
und die östliche libysche Landschaft mit der Oase des
Amun-Heiliglhuins (Ammonium) und der Küstenstadt Parae-
tonium unter die Nomen aufgenommen. Ausgeschlossen blieb
davon gegen Süden der Theil des Nilthals unmittelbar südlich
von den aegyptischen Gränzstädten und Inseln Elephantine
und Philae bis zur Insel Tachompso, weicherzwar von einem
aethiopischen Volke, den Blemmyern, bewohnt, aber seit
ältester Zeit Aegypten unterworfen war, und von der Länge
von 12 aegypt.schoenen von den Griechen Dodecaschoe-
nus genannt wurde; unter den Römern wurde die Gränze
noch weiter nach Hierasycaminos vorgeschoben, bis Diocletian
sie wieder nach Syene zurückzog. Wie die westliche li-
bysche, so wurde auch die östliche ar a b isc h e Bergwüstc
ursprünglich nicht zum eigentlichen Aegypten, ja sogar letztere,
wegen der sie nomadisch bewohnenden arabischen Stämme,
von den früheren Griechen zu Asien gerechnet; aber die
durch dieselbe von der Thebais aus zum Arabischen Meerbusen
führende Strasse war nach dort befindlichen Monumenten
schon um 3000 v. Chr. von den Aegyptern benutzt (.also
schon damals Sechandel nach dem Osten).
Gegen Nordosten war Pelusium wenigstens in der spä-
tem Zeit des aegyptischen Reiches Gränzfeslung, doch rech-
nete man zu Aegypten auch die östlichere Küste bis Rhino-
colura, wo der Vvasserlauf Watli-el- Arisch im A. T. als
„Bach Aegyptens“ genannt, die Gränze gegen die Palaesli-
nische Küste und gegen die freien nomadischen Araber be-
zeichnete. Die Canalverbindung zwischen dem Nil und dem
Arabischen Meerbusen wurde schon von Rameses Ii. be-
gonnen, doch erst von Neku und Darius I. vollendet, von
Ptolemaeus Philadelphus durch Vertiefung auch für grössere
Schiffe zugänglich gemacht (Hafenstadt Arsinoe am Meer-
busen angelegt) und von Trajanus durch einen schon bei
Heliopolis vom Nil abgezweigten Canal (Amnis Augustus,
daher der spätere Name dieses Landstrichs: Augustamnica
6. Taf. Xvi.), womit eine grössere Wassermenge hereinge-
leitet wurde, verbessert.
<§. Ol. Die einheimischen Namen der Orte Alt-Aegyp-
tens sind nur zum kleinsten Theile und noch nicht mit völ-
liger Sicherheit aus hieroglyphischen Inschriften hergestellt;
sie haben sich aber bei der eingeborpen koptischen Bevöl-
kerung in wenig veränderter Form bis auf die neuere Zeit
erhallen, und sind, mit geringeren Modificationen, auch zu
dem herrschenden Volke, den Arabern, übergegangen, wäh-
rend die Griechen (deren Angaben die Karte folgt) nur
wenige Namen unverändert wiedergegeben, eine grosse Zahl
aber geradezu in griechische Benennungen übersetzt haben,
namentlich mit Bezug auf die Namen besonders verehrter
Gottheiten, welche griechischen Gottheiten entsprechend ge-
glaubt w urden (so 'Knimv, ’_1tj noöirt]s. Aiog, ’Anökkiorog,
‘Hycexkiovg, ’Arruiov, 'Hkiov, Aajovg, Tlo/.ig, nach
griechischer Form, welche auch die Römer in diesem grie-
chisch sprechenden Lande gewöhnlich beibehielten; ferner
gehören hierher, wegen des in Aegypten gebräuchlichen Thier-
cultus: Kvvtöv, ‘lfyaxior, Kuoxodt-i/.tor. Avx.ov nohg, ()iv-
Qvy/og u. a.); hierzu kamen neue griechische Gründungen,
sowohl Alexanders d. G. Alexandria (an der Stelle des
früheren aegyptischen Orts Rakotis), als der Ptolemäer, am
Nil: Arsinoe, Ptolemais, Hermiu; am Arabischen Meerbusen
die für den Indischen Handel angelegten Häfen: 2 Arsinoe,
2 Philotera, Berenice, Mvog oquos, endlich noch in Römi-
scher Zeit das von Kaiser Hadrian erbaute Antinoupolis. Ei-
nige einheimische Namen alter Städte, obwohl auch in etwas
veränderter Form, sind uns auch im A. T. überliefert, diese
sind in folgender Übersicht in (...) neben den von den
Classikern gebrauchten, so wie in der 2. Columne neben
den koptischen, die davon etwa noch abweichenden arabi-
schen neuen Namen in (...) zusammengestellt, die jetzt
ganz untergegangenen koptischen Namen aber durch ein *
bezeichnet.
In Unter - Aegypten (Delta der Griechen) mit den an-
gränzenden Arabischen und Libyschen Distrikten:
Cäsium (Katiek)
Daphne (Tach- Tahphnäs (Defi-
panhes) neh)
Pharbaethus (Horbeit)
Thmuis (Moit)
Busiris . (Abusir)
Leontopolis Temsiöti (Essnit)
Cynospolis 1‘senschilio *
Tcrenuthis (Terraneh)
Athribis Atbräbi (Atrib)
Alexandria am
Mareotis-See
Canobus
Hermupolis, das
kleinere
Andronpotis
Sebennytus
Xamiathis
Diospolis
Tanis (Zoan)
Heracleopoiis,
das kleinere
Pelusium (Sin)
(Ishenderijeh)
Marivt-See
Kahannüb *
}‘timinhor (Da-
manhtir)
Schleimi *
Sjemnntiisaman-
hi.d)
(Daniijât, Da-
miette)
Schottin (Asch-
mtin)
Sjani (San)
(Sch(itìgh)
Peremùn (Tineh)
Bubastis (Pi-Be- (Basta)
setti)
Pathumos (Pi- (Teli el-Kcbir)
thûm) ,
Heliopolis (On)
Babylon (Fostdt, Alt-Ud-
itiva).
In Mittel-Aegypten (Heptanomis der Griechen):
Memphis (Moph, Mem/i ’
Noph)
Aphroditopolis Tpih (Atfieh)’.
Heracleopoiis,das Uniis (Ahnds)
grössere (Hanes)
Oxyrynchus
Hermupolis, das
grössere
Antinoupolis,
früher Besa
Pemsje (Benesch)
Schmtin ( Aseb-
ia bnein )
Besa. *
In Ober-Aegypten (Thebais der Griechen):
Siüt
Abotis (Abu-tigli)
Lycopolis
Apollonopolis,
das kleinere
Antaeopolis
Aphroditopolis
Panopolis oder
Chemmis
Crocodilopolis
Abydus
Tkoñ (Kau)
Atho (Stttfeh)
Schmin (Achmin)
Atrepe *
Eböt '
Ptolemais Hermiu Esoi (Menschieh)
Diospolis, das Hu *
kleinere
Tentyra
Caenepolis
Neapolis
oder
Tenthori Cderìderà)
(Keneh)
Coptos Keft (Khaft)
Apollonopolis Kos (Kits)
Thebae oderdios- Tape (Ruinen von
polisd.grössere el-Kussiir, Kar-
(Nö Ammon)
Hermonthis
Aphroditopolis
oder Asphynis
Latopolis
Apollonopolis,
das grössere
Ombos
Syene (Svene)
Taphis
nah und Medi-
net Habu)
Erment
As fùn
Snä (Esneh)
Atbò (Edfu)
Ambo (Ombu)
Suän (Assuan)
(Tal ah).
A e t h 1 o p i a.
<§. i>3. Mit dem Namen der Aethiopen bezeiclineten
die Griechen anfänglich alle Nationen von dunkler Hautfarbe,
sowohl in Südasien (Indien, Gcdrosien vgl. §. 27, 30. 3) als
am obern Nil; auf letztere wurde der Name, seit man durch
das Ptolemäische Reich in Aegypten näher mit ihnen bekannt
wurde , speciell angewendet, doch später auch wieder auf
alle schwarze Nationen des innern und westlichen Africa
ausgedehnt, obgleich dieselbe von den, meistens zum Chami-
tischen und Semitischen Stamme gehörigen eigentlichen Aethio-
pen eine gänzlich verschiedene Rasse bilden. Als allgemei-
ner einheimischer Landesname (wie des neuen Habesch)
wird uns im A. T. Kusch, (aethiop. Geez, ägypt. lies) an-
gegeben.
Im Tieflande des Zusammenflusses des Nils und Astaboras
(Takazs.ie), welches von den Alten für eine Insel gehalten
wurde, lag Mer oe, Hauptsitz einer uralten, der aegyptischen
verwandten Priestercultur (Ruinen zu Assiir bei Scltendi),
mehrmals auf längere Zeit dem aegyptischen Reiche unter-
worfen (s. §. 88, 89) und durch Pyramiden und andere Bau-
ten in aegyptischem Style ausgezeichnet. An die Stelle des
zur Zeit der Ptolemäer sinkenden Reiches von Meroe trat
das der Nubier (ägypt. Chnüb, d. Goldland, schon im A. T.
Nöb, daher bei den Griechen das Volk Nubae, Anubitae,
Nobatae, und noch jetzt das Land Dar Nitba') unter weib-
lichen Herrschern (Candace gewöhnlicher Name der Königin),
mit der Hauptstadt Napata (auf die wahrscheinlich später
der Name Meroe übertragen wurde, da die Ruinen noch
jetzt Meratve heissen) ; nördlich reichte es bis Premis ([lbritn)
und wurde in seiner ganzen Ausdehnung unter Augustus von
den Römern erobert, aber bald wieder verlassen. Das ganze
östliche Küstengebirge am Arabischen Meerbusen auch inner-
halb der aegyptischen Gränzen nannten die Griechen Tr o gl o-
dytice, indem sie die rohen Stämme der Eingebornen nur
nach ihrer Lebensweise als Höhlenbewohner, Tgtoykodiiat,
und Fischesser, 'l/D-votfayoi, benannten.
§. 03. Im obern Äethiopien, im Quellgebirgslande des
kleineren östlichen Nilarmes (Astapus der Allen, jetzt Abai,
arab. liahhr el-Azrek, blauer Fluss) soll durch einen zu Psam-
metichs Zeit (650 v. Chr.) ausgewanderlen Theil der aegyp-
tischen Kriegerkaste, — hier Sebriten genannt, — das
Ax o mi t isch e Reich entstanden sein, so benannt nach der
Hauptstadt Axomis oder Auxume (noch jetzt Axum mit
Monumenten in aegyptischem Styl). Haupthafen Adulis, wel-
ches von den Ptolemäischen Königen besetzt wurde, die an
derselben Küste die Niederlassungen Ptolemäis Therön, Ar-
sinoe, Berenice anlegten. Südlich der Meerenge wird der
Aualitische Meerbusen schon im A. T. als Hevila (Chavila)
genannt. Die entferntere östliche Küste wurde den Griechen
durch die Handelslährten der Ptolomäer bekannt, sie geben
ihr den Namen Barbarica (erhalten im heutigen Handels-
platz Herberah), und benennen sie nach den verschiedenen
Produclcn: xtvva [xcojjotfvqog, tlgtouatotf ogog, i.ißlii’iüiolf öong
/u5p«. Südlich vom Vgb. Aromata (Ouairdafui) die Küste
Äzania {Adschän), bis zum Handelsort Rapta und dem
grünen Vorgebirge (Jiquoov ¿xq.), wo auf dieser Seite die
Kenntniss der Alten endet.
liibya, Cyrenaica.
§. O-t. Der Name Libyer (Lehabim im A. T.) be-
greift bei den Alten zunächst die westlich von Aegypten woh-
nenden hellfarbigen Völker, wird aber dann auch auf alle
westlicheren Völker, ja bei den Griechen seit ältester Zeit
auf den ganzen Erdtheil, den wir Africa nennen, ausgedehnt.
Der östliche Landstrich Libyens mit der Küstenstadt Parae-
tonium und dem (von thebaischen Aethiopen gegründeten)
3 *