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1. Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt - S. 22

1851 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
22 den Küsten Kleinasiens, jedoch im strengem Sinne fast überall zunächst auf die Bewohner und Bebauer der fruchtbaren Thalebenen, im Gegensätze zu den Hirtenstämmen der Ge- birge, beschränkt, der fast nur mythische Name der Pelas- gor (in Thessalien auch in historischer Zeit im Namen der Landschaft Pelasgiotis, an den Nordküsten des Aegaeischen Meeres indem der Tyrsenischen Pclasger fortdauernd), ohne dass damit, wie es nach allen höchst unsicheren For- schungen und Vermuthungen auf diesem schwierigen Ge- biete doch am wahrscheinlichsten ist, ein anderes Volk be- zeichnet wird, als dasselbe, welches sich in historischer Zeit, unter veränderten politischen Verhältnissen, Hellenen und sein Land Hellas nennt, von den Italischen Völkern aber (daher dann auch von allen neueuropäischen) Graji oder Graeci genannt wurde , Tgcuxoi soll Stammname der epirotischen Pelasger gewesen sein, daher von den Römern zunächst angenommen und auf die verwandten Hel- lenenstämme, doch mit Einschluss der Epiroten, Macedonier u. s. w. übertragen). Der Name der Hellenen unterschied sich seiner Aus- dehnung nach in historischer Zeit durch engere politische Bedeutung so, dass er die mit fremden Nationen vermischten und in Cultur tiefer stehenden nördlichen Stämme (die Epi- roten und Macedonier mit Illyriern, die Italischen Pelasger mit Oskern, Etruskern u.a. vermischt) ansschloss. Ursprüng- lich aber gehörte er einem einzelnen Stamme des Volkes im südlichen Thessalien, in Phthia und dessen Pflanzorten an (Panhellcnium auf Aegina), von wo er sich erst durch die Amphictyonie der 12 Griecbenvülker (zu Thermopylae an der Gränze Phthias, später zu Delphi) verbreitete und mit der Dorischen Wanderung auch über die südliche Halb- insel und die Inseln ausdehnte *). In den auf die heroische Zeit bezüglichen Mythen werden immer nur die einzelnen Stämme mit ihren besonderen Namen genannt, von denen einzelne, wie die der Aeoler, Achaeer, Danaer durch politisches Übergewicht auch als allgemeinere Namen galten. §. 103. Die ganze später Hellenische Bevölkerung lässt sich historisch und sprachlich in zwei grosse Gruppen trennen, von denen die südliche die uransässigen (autoch- thonen) d. i. vor aller historischen Erinnerung in ihre blei- benden Sitze eingewanderten Stämme der Peloponnesus und der benachbarten Landschaften umfasst, und als ein Theil der Pelasgischen Nation angesehen, mit besonderem Namen aber Ionisch genannt wird; welcher Name (eigentl. 'laov(g) als Gesammtname für alle Griechen in alle orientalische Sprachen (Jüna im aegypt. und altpers., Javana im Sanskrit, Javan im hebräischen, Jauni im syrischen und arabischen) übergegangen ist. Zu ihnen sind zu rechnen: 1) diearcader, ein pelasgisches Volk im innern Hoch- lande der Peloponnesus, zu denen wahrscheinlich auch die Cynurier gehörten, von denen ein Theil an der Ostküste der Halbinsel, in älterer Zeit bis nach Malea herunter wohnte. 2) die eigentlichen Ionier, sowohl in der Pelopon- nesus, längs der ganzen Nordküsten (im spätem Achaia, *) Der Landesnamc Hellas wurde später, indem man die Inseln, mit Einschluss der Halbinsel Peloponnesus, als besondere vereinzelte Glieder ansah, auf den nördlichen cnntinentalen Theil des Griechischen Landes (der auch zuerst vorzugsweise die Benennung Eijpüijiy] erhielt, wie im Horn. Hymn, an Apollon) allein angewandt, aber erst, nachdem Thessalien völlig Macedonischc Provinz geworden war, wobei es auch unter den Römern blieb, auf das Land zwischen diesen und dem Pe- loponnesus beschränkt: in diesem Sinne kommt der Name nur bei Plo- leinäus vor , ist aber eben desshalb in den geographischen Werken ein- gebürgert, obgleich im älteren Sprachgebrauch immer alles von Griechen bewohnte Land unter den Namen 'Eu.umfasst wird. Slcyon und der sogenannten Axtrj mit Epidaurus und Troe- zen) wo Aiyudttç Ijtiaayoi als ihr älterer Name angegeben wird, als auf dem Isthmus (Megaris) und in Attica (älterer Name des Landes gleichfalls ’Axtij, des Volkes Kquvaoi Ih-kaayoi), sowie wahrscheinlich an der Nordküste des co- rinthischen Meerbusens und auf Euboea: ein durch religiöse Culte und Mythen aufs engste mit den Arcadern verbun- denes Volk. 3) vielleicht die Leleger, wenn diese angeblichen Urbewohner von Laconien, Messenien, Elis, Aetolien, Locris, deren Bevölkerung ganz von ihnen abgeleitet wird, auch von Phocis, Nord-Boeotien, Euboea und der übrigen Inseln wirklich als ein griechisches Volk angesehen werden können. 4) die Pelasgerstämme Thessaliens, wozu Haetnonier, Magneter, Dryoper, Doloper, Perrhäber, Histiaeer und an- dere meist vorgeschichtliche oder doch für die Geschichte unwichtige Namen gehören. Die nördliche, später in der Geschichte auftretende, eigentlich hellenische Gruppe umfasst die 5) Dorer, ursprünglich am Pindus an der Gränze Ma- cédoniens einheimisch, dann südlicher im früherdryopischen Lande am Oeta und Parnassus (Landschaft Doris, in histo- rischer Zeit sehr beschränkt, früher ausgebreiteter). 6) Achaeer im südlichen gebirgigen Thessalien und dem Sperchius-Thal (Phthia), doch auch mit Ausdehnung des Namens auf die übrigen benachbarten (Aeolischen) Gebiete. Sodann als Einwanderer in der Peloponnesus, herrschend neben den Danaern in Argos (Sicyon und Corinthus ein- schliessend), so wie in Laconien (Pelopiden-Reiche von Mycenae und Lacedaemon als Oberherren des Peloponnesus, Pisa am Alpheus, ältester Sitz ihrer Herrschaft), wo also von ihnen die Hellenisirung der alten Lelegischen u. a. Bevölke- rung ausgegangen zu sein scheint. 7) Aeoler (mit nur der Mythe ungehörigen Namen auch in einzelnen Gegenden Minyer, Phlegyer, Lapithen genannt) zunächst im westlichen Theile der Thessalischen Ebene, welche vorzugsweise den Namen Aeolis behielt, ein- heimisch, dann auch als Hauptbevölkerung Mittelgriechenlands (der sogenannten eigentlichen Hellas mit Ausschluss Atticas), wo sie die Specialuamen Boeoter, Locrer, Phocier, Aetoler, Acarnanen führen (dazu gehören auch die Be- wohner der Inseln des Ionischen Meeres, in mythischer Zeit mit allgemeinem Namen Cephallenen genannt). Als alte Sitze eingewanderter Aeoler (Minyer) in der Peloponnesus werden ausserdem namentlich Corinthus und Triphylien sammt einem Theile Messeniens genannt. (§. 103. Dieser älteste, nur in den Mythen theilweise erkennbare und keineswegs historisch, noch weniger chro- nologisch sicher zu bestimmende Zustand der Griechischen Völker, in welchem sich schon das der natürlichen Lage des Landes entsprechende Vordringen der von Norden her ein- wandernden Stämme nach dem Süden der Halbinsel und den Inseln zu zeigt, wird gänzlich verändert durch eine letzte grosse Völkerbewegung von Norden her (wahrscheinlich von den Illyriern in Nw. ausgehend), welche über ein Jahr- hundert andauernd mit der Besitznahme aller grösseren Hel- lenischen Stämme in denjenigen Gebieten endet, welche sie die ganze fernere Zeit der alten Geschichte hindurch behaup- teten und denen sie zum Theile nun erst die hinfort gelten- den Namen gaben (wie Achaia, Thessalia, und das Klein- asiatische Aeolis, Ionia, Doris). Das nördlichste Volk des eigentlichen Griechenlandes wurden nun die T h e ss a li er, ein der Pelasgischen Bevölkerung von Epirus angehöriger Stamm , welcher (nach Angabe der Chronologen eine Ge- neration vor dem Zuge der Dorier, also um die Mitte des 12. Jahrh. v. Chr.) von Westen her das seitdem so genannte Thessalien und die dort wohnenden Hellenenstämme — na- mentlich Achaeer und Aeoler (so wie später auch die gebirgs- bewohnenden Perrhaeber und Magneten) zum Theil verdrängte, zum grössten Theile aber unterwarf. In Folge dieses Anstosses dringen die angränzenden Völker ebenfalls weiter nach Süden vor, namentlich die Aeolischen Boeoter, welche, von Süd-Thessalien aus- wandernd, ihr späteres Gebiet (Boeotien) besetzen, die Aetoler, welche theilweise zu den ihnen verwandten Eleern in der westlichen Peloponnesus übergehen, und die Dorier, welche auf demselben Wege, wie die Aetolier (wobei Gründung Dorischer Städte am Nordufer des Corin- thischen Meerbusens, Bulis und Delphi in Phocis, Naupactus in Locris) nach der südlichen und östlichen Peloponnesus auswandern, daselbst das Achaeische Reich stürzen und die Reiche von Messenien, Sparta oder Lacedaemon (Laconien) und Argos gründen, wovon das letztere durch weitere Er- oberungen nach N. und 0. Sicyon, Corinthus, Megara, Aegina, Epidaurus, Troezen, alte Aeolische und Ionische Städte, in Dorische Staaten umwandelt. Von den Ost- und Südküsten der Halbinsel geht dann die Dorische Wanderung weiter nach Creta, auf die südlichsten der Cycladen und Sporaden und bis zur Südwestküste Kleinasiens. Mit den Doriern ziehen wahrscheinlich die mit ihnen am Oeta einheimischen Dryo- per, welche später im Argolischen Asine und Hermione, so wie auf einzelnen Inseln (Carystus und Styra auf Euboea, Cythnus) Wohnsitze finden. 104. Die Achaeer behaupten theilweise (mit Aeolischen Minyern) noch lange ihre alten Sitze in Laconia (Amyclae, Taenarum) und Argos (Mycenae, Tiryns, Nauplia), nehmen ausserdem die Ionische Nordküste der Peloponnesus dauernd ein (Achaia) und wandern zum grossen Theile, mit Boeotern, Locrern und Euboeern vereinigt nach Lesbos und dem nordwestlichen Kleinasien (mythische Darstellung der Eroberung in der Sage vom Falle Troias durch die Achaeischen Helden, vgl. §.61,62), wo sie eine Reihe Colonie- slädte gründen, die Aeolische, sowie das Land selbst Aeolis genannt w'erden *). Die M in y er- Aeo 1er, aus Boeotien, Triphylien,Laconien verdrängt, oder theilweise von Doriern unterworfen, wie die Achaeer, wandern zum Theil mit diesen, aber unter Dorischer Anführung, nach Melos, Creta (Gortyna), Thera, und von hier später nach Cyrene (welche Landschaften daher als Dorische Colonien gelten), zum grossen Theil wenden sie sich nach Attica, wohin auch die Peloponnesischen Ionier, von dort verdrängt, ziehen ; beide Völker besetzen Euboea (wenn es nicht vorher schon Ionisch war) und die meisten der Cycladischen Inseln; mit andern Stämmen (Boeotern, Pliociern, Abanlen, Arcadern, Dryopen) vereint besetzen sie die Küste von Lydien, und gründen daselbst (wie früher in der Peloponnesus) einen Bund von 12 Städten, der vom Hauptvolke der Ionische, sowie das Land vorzugsweise Ionia genannt wird (§. 64.). *) Elienso wird in der Benennung der Italischen Locrer als Achaei- sche r Stadt durchaus kein Unterschied zwischen Achaeern und Aeolern gemacht. Die aus der Mythologie in die Geschichtscompendien über— gegangene bekannte Genealogie der sogenannten Hellenssöhne, welche Ion und Achaeus näher mit einander verbunden dem Dorus und Aeolus gegenüberstellt, ist wohl mit Recht als eine spätere, erst aus der Auf- nahme alter Ionischer Elemente in die Achaeische Bevölkerung der Pe- fopunnesus hervorgegangene Verfälschung der alten Mythen erklärt worden.
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