1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sich zu einem Reich unter Ducetius, der Aetna einnahm und
447 Calacte (so wie ein anderer Fürst um 400 Alaesa) als
griechische Stadt gründete; bald nach 440 aber waren we-
nigstens die südlichen Siculischen Städte wieder dem Syra-
cusanischen Reiche unterworfen.
<§. 145. Im Westen der Insel gehen die P h ön i ci s che n
(lyrischen) Städte, namentlich die Inselstadt Motye, Panormus,
Solfls seit 580 v. Chr. in Besitz der Carl hager über, die
seitdem ihre Herrschaft über die Elymer (mit den Städten
Egesta und Eryx und deren Hafenstadt Drepanuin) und die
Sicaner befestigen, und 409 durch Eroberung von Selinüs,
Agrigentuin und Ilimera die ganze Westhälfte der Insel sich
unterwerfen, auch anstatt des zerstörten Himera 406 mit
griechischen Ansiedlern die neue Stadt Therma, und 356 statt
des zerstörten Motye die neue Hauptstadt Lilybaeum er-
bauen; ihre folgenden Eroberungen (besonders Messana 396)
sind aber nur temporär und 339 werden sie durch Timoleons
Siege wieder auf einige Zeit auf das Gebiet westlich vom
Halycus beschränkt. Weitere Eroberungsversuche im Innern
der Insel bewirken den ersten Panischen Krieg, in welchem
die Carthagische Westhälfte der Insel 241 an Rom verloren
geht, und mit Lilybaeum als Hauptstadt erste Römische
Provinz wird; 210 kommt dazu das Reich von Sy racusae,
welches nun Hauptstadt der ganzen Provinz bleibt.
Zum Plan von Syracusae auf Taf. Ix. Die erste Corinthisclie
Ansiedelung begriff nur die Insel Ortygia (auch vorzugsweise im
dorischen Dialekt Näooz genannt); die nördlich angesiedelte Vorstadt
Achradina wurde erst von Getön (um 480) als besondere Neustadt
mit einer Mauer umzogen; diesen Umfang hatte die Stadt, als sic im
Pelop. Kriege von den Athenern belagert wurde. Westlich von den
Thoren lagen damals die Vorstädte Tycne undtenieniles, letztere auch
Neapolis genannt, die beide nebst der enlferntern westlichen Spitze
der Höhe, worauf die Stadt liegt, der sogenannten Epipolae mit
der Burg Euryalus, von Dionysius t. 402 v. Chr. in den Umfang
der neuen Befestigungen gezogen wurden, ohne dass jedoch der ganze
von dieser Mauer umschlossene Raum zusammenhängend bebaut
war. Dascon und Plemmyrium auf der Südseite waren besondere,
znm Schutze des Hafens angelegte Befestigungen; Trogilus und Leon
auf der Nordseile von der Stadt abhängige Flecken; in letztem
landeten die Athener zur Belagerung der Stadt, die sie nacil Ein-
nahme der Burg Labdalum von der Höhe in Westen her angriffen.
(Vgl. den Plan und Thucyd. Vi.)
§. 140. Sardinia (bei den Griechen •2’iipd'ui) war
ursprünglich im südlichen Theile von dem Libyschen oder
Libyphönicischen (vgl. §. 95) Volke der Iolaer, ausserdem
von Iberischen Stämmen, den Sardonen (lat. Sardi) und
Balaren (von den Balear. Inseln), im Norden aber, ebenso
wie ganz Corsica (griech. Kvqvos') von Ligurern be-
wohnt; zu diesen kommen an den Westküsten beider Inseln
Niederlassungen der auch an den Italischen Küsten herrschen-
den Tyrsener (s. §. 134), die nachmals in den Besitz der
Etruskischen Seestädte übergingen. Die Griechischen Colo-
iiien der Phocäer, die nachher Massalia stifteten (vielleicht
auch später der Massalioten seihst), namentlich Alalia (später
Aleria) auf Corsica und Oihia auf Sardinien scheinen von
keiner langen Dauer gewesen zu sein. Später legten die
Carthager an der Südküste Sardiniens Handelsniederlassun-
gen an, von deuen Caralis, Nora, Sulchi die bedeutendsten
waren *), von wo aus sie ihre Herrschaft allrnählig über die
Küsten beider Inseln ansdehnten; nach dem ersten Punischen ,
Kriege kamen beide um 234 v. Chr. in Römische Gewalt **),
und bildeten eine Provinz mit der Hauptstadt C a r a I is, wur-
den aber im Innern erst unter den Kaisern völlig unterworfen. ;
*) Panisch sind, ihren Namen nach,..auch alle Städte der Westhälfte
der Insel, auch Neapolis , wohl eine Übersetzung aus dem Punischen,
wie in Africa (§. 96).
**) älariana auf Corsica ist eine von Marius angelegte Römische
Colonie.
Erweiterung der ltümiselien Herrschaft
Uber Italien.
8. 147. L atium. Die frühem Versuche Roms, durch ;
Bündnisse und mehrmals wiederholte Colonien (Signia, Circeji,
Norba , Velitrae noch in der letzten königlichen und ersten
republicanischen Zeit, Ardea 442, Lavicum 418, Velitrae 402,
Anxur 396, Vitellia und Circeji 393) die Oberherrschaft über
Latium zu sichern, wurden in ihren Folgen wieder vernichtet
durch die Gallischen Verheerungsziige (390 u. folg. Jahre),
durch welche auch die Macht der bis dahin der Römischen
Eroberung widerstehenden Aequer gebrochen wird. (Ihre
Stadt Labicutn schon 418, Bola 414 von den Römern erobert.)
Die von ihnen im nördlichen Latium besetzten Städte, na-
mentlich Tibur und Praeneste, sowie im südlichen die früher
volskischen, Lanuvium, Velitrae u. a. traten wieder zum La- j
tinischen Bunde, der auch mit den Her ni kern erneuert
wurde; doch tritt schon 380 die Latinische Stadt Tuseulum
als erstes Municipium Iganz auf Roms Seite, und in Verein
mit den Latinern werden gegen die zurückgedrängten Volsker
auf der Gränze die Colonien Satricum 385 und Setina 382 an-
gelegt. Die spätere Vertreibung der Römischen Colonen und
der Aufstand aller Latinischen Städte gegen Rom, in Verein
mit Volskern und Campanern, hat zur Folge die völlige Un-
terwerfung Latiums, welcher Naine nun seine alte Aus-
dehnung über das Volskische und Hernikische Gebiet wieder
erhält. Auch das Gebiet der Aurunker wird nach Unter-
drückung ihres letzten Aufstandes (314 v. Chr.) sammt den
von den Samniten im obern Liristhal eroberten, früher Vols-
kischen Städten (Casinum, Aquinum, Arpinum, Fregellae,
Sora u. a.) zum unmittelbaren Römischen Gebiete geschlagen
und als Latium Novum oder Adjectum bezeichnet.
§. 148. Die Ausdehnung des von Römischen Bürgern
bewohnten Gebiets in Latium: dem Sabinerland und Süd-
Etrurien, erhellt aus der Vermehrung der Tribus, in welche
das Volk getheilt war, und denen geographisch ebensoviel
gleichnamige Regiones oder Abtheilungen des Ager Romanus
entsprechen. Die ältesten 30 Tribus (der Sage nach eine
Einrichtung des Serv. Tullius), welche den eigentlichen und
ältesten Ager Romanus (s. Taf. X. Carton) umfassten, waren
ausser den 4 städtischen (vgl. §. 153) nach mythischen Heroen
(Indigetes) und Stammvätern der edelsten Geschlechter be-
nannt,, oder denselben gleichnamig; von ihnen bleiben nach
der Gebietsabtretung an die Etrusker unter Porsenna nur 20
i übrig: die städtischen, die Aemilia, Camilia, Cluentia, Cor-
nelia, Fabia, Galeria, Horatia, Lemonia, Menenia, Papiria, Pu-
pinia, Roinilia, Sergia, Voltinia, Veturia, wozu dann aus auf-
genommenen Sabinern (wahrscheinlich als Ersatz für die aus-
gestossene Tr. Tarquinia) die Tr. Claudia nördlich des Anio
kam; wenig später (495 v. Chr.) die in derselben Ge-
gend gelegene, aus Latinern und Sabinern bestehende 21ste
Tr. Crnstumina, die erste, welche nach einem Orte benannt
wurde, wie die folgenden alle, deren Einrichtung über ein
Jahrhundert später, mit der Ausdehnung des Bürgerrechts auf
die südlichsten Etruskischen Städte begann:
l 22 Tr. Stcllattna um Fellern.
\ 2;t Tr. Trom e ntina.
387 in Süd-Etrurien . . . 21 Tr. Sabatlna, um Sabate) im Vejen-
I 25 Tr. Ar n iens i s am Fluss.' tischen
' Aro I Gebiet.
338 im südlichen volskischen ¡26 Tr. Pomptina um Antium.
Latium ) 27 Tr. Publilia.
332 im nördlichen Latium . J -¿9 Tr. Scaptia.
i im Volskergebiet . • 30 Tr. Ufentina, am Fluss Ufcns.
'“8 ( in Etrurien .... 31 Tr. Falerina.
( 32 Tr. An iensis im westlichen Lande am
299 bei den Acquern ... Anio, um Tibur und Praeneste.
( 33 Tr. Terentina imöstl.gebirgslande.
/ 34 Tr. V e 1 in a im N. im Gebirg, am Ve-
\ linusfluss um Reate.
241 bei den Sabinern • * • . 35 Tr. Quirina im S. in der Ebene um
( Cures.
Hiermit endete die Zahl der Tribus und ihre Beschränkung auf be-
stimmte Gebiete, indem die sp iter zukommenden römischen Bürger, ohne
Rücksicht auf ihren Wohnort, in die vorhandenen Tribus vertheili wurden.
§. 149. Ausserhalb Latiums und Süd-Etruriens erfolgt
die erste dauernde Begründung Römischer Oberherrschaft in
Companien, zunächst in dem Gebiet von Capua und den
davon abhängigen kleinen Republiken, wozu 335 die Städte
der Si di ein er, 326 die Griechischen Städte Palaepolis
(damals zerstört und nicht wieder erbaut) und Neapo-
lis, 313 und 308 die selbständigen Oskischen Städte Nola
und Nuceria, sammt dem Samnilischen Gebiete am un-
tern Meere kommen; in letzteres wird später nach Unter-
werfung der Pi center ein Tlieil dieses Volkes verpflanzt,
welches daselbst die Stadt Picentia erbaut, woher die Be-
wohner den Namen Picentiner annehmen. — Auf der
Nordseite erhält das Schutzbündniss mit den Sabinern, Aequern,
Marsern, Pelignern und den (von den übrigen Samnitern po-
litisch getrennten) Frentanern den Weg olfen nach Apulien,
welches seit der ersten dauernden Besiegung der Samniter
(324 v. Chr) gleichfalls in Bundesverhältniss zu Rom tritt
und schon 318 demselben völlig unterworfen ist (zur Sicherung
dieser Ostgränze Luceria in Apulischen Gebiete von Römern
besetzt); die diese Verbindung sperrenden Vestiner und
Aequer werden (gleichzeitig mit dem Schluss des zweiten
Samnitischen Krieges) besiegt und die letztem grossentheils
verdrängt; Römische Colonisten nehmen ihre Stelle ein; die
zur Sicherung der Strasse nach Apulien angelegte Colonie
Alba beherrscht zugleich die hier gränzenden Aequer und
Marser (daher die Stadt b e i d e n Volksgebieten zugerechnel).
<§. 150. Die Ausbreitung und Befestigung der Römi-
schen Herrschaft durch Colonien (d. i. Ansiedelungen
bestimmter Anzahlen Römischer Bürger als dauernde Besatzun-
gen in eroberten Städten mit Anweisung eines bestimmten
Theils ihres Gebietes; nur selten ganz neuen Gründungen) ist
in folgender Tabelle zu übersehen, worin die oben (§. 147)
genannten älteren, dann durch den Gallischen Krieg und die
folgenden mit Volskern, Aequern 11. s. w. wieder verloren ge-
gangenen Pflanzstädte weggelassen sind, insofern sie nicht spä-
ter wieder durch neue Colonisten in Besitz genommen wurden.
In der letzten Zeit der Republik und unter den Kaisern be-
schränkt sich die Anlegung von Colonien auf Militärcolo-
nien und zwar in den nördlichen Theilen Italiens: so nament-
lich durch Sulla in Etrurien neben dem damals zerstörten Fae-
sulae die neue Anlage F loren ti a **) durch Potnpejus Laus
Pompeji in Gallia Transpadana, und Alba Pompeja in Li-
gurien, unter Augustus die beiden Augusta Taurinorum
und Salassoruin ebendaselbst, Forum Juli u 11t in Venetien
und S e n a J u I i a in Etrurien ; ferner gehören zu diesen neuen
Anlagen die Hafenstädte Roms Portus Augusti, von Clau-
dius erbaut, und durch einen Canal mit dem-Tiberis ver-
bunden, und Centum Cellae, von Trajan angelegt; —
ebenso auch die Fora an den grossem Heerstrassen, wel-
che wie diese den Namen von ihren Erbauern führten.
*) Die Namen der nach den Endpunkten benannten kleineren Strassen
in der Naiie Roms zeigt der Plan der Stadt Taf. Xi.
**) Diess wie Faventia, Fidentia, Placentia, Poltentia, Potentin, Va-
lentin, Vicentia sind Beispiele, wie man zur Zeit der Republik neue Grün-
dungen mit abstraeten Verbalnomina glücklicher Vorbedeutung zu benennen
pflegte. Analog in Spanien noch zu Augustus Zeit: Pax, Liberalitas.