1845 -
Halle
: Anton
- Autor: Leo, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
den König und seine Verteidiger, wie auf den Convent.
Im Convent verbanden sich mit diesem Processe zwei In-
teressen, wovon die Girondins nur das eine teilten. Dies
leztere war, die Processformen so zu bestimmen, daß das
Versaren gegen den König den Anschein einer Rechtsübung,
nicht einer Gewalttat hätte — wobei sie freilich ganz ver-
gaßen, daß die Gewalttat schon dadurch volständig vorhan-
den war, daß sie den König für Handlungen verantwort-
lich machten, für welche er, als er sie ausfürte, dem Ge-
setze noch nicht verantwortlich gewesen war. Das andere
Interesse, was nur die Bergpartei und ihr weiterer An-
hang hatte, war, daß troz aller rechtlichen Formen, die
man belieben möchte, der König auf jeden Fal hingerichtet
würde. Man verhandelte über diese Angelegenheit nun im
Convente tagtäglich, und fast die ganze Zeit der Sitzungen.
Die Girondins suchten noch des Königs Person durch
Schwierigkeiten, die sie erhoben, durch Rechtsformen, die
sie verlangten, so sicher zu stellen, die Entscheidung soweit
hinauszuschieben, als es ihnen nur möglich war; — sie
erreichten damit aber nur, daß die Bergpartei, wilder und
wilder gereizt, endlich auf das ungestümste eine Beendigung
dieser Angelegenheit forderte. Zulezt bestimte man, am
zweiten Weihnachtstage, den 26tcn Dec. also 1792, solle
das Plaidoyer des Königes stat finden. Die Verteidiger
mochten gegen den zu kurz anberaumten Termin anfüren,
was sie wolten, es blib dabei; und frü acht Uhr schon, es
war noch dunkel in der Stadt, war der Convent für diese
Angelegenheit am 26ten Dec. versammelt. Berg und Gi-
ronde waren bald in heftigstem Streite, der noch dauerte,
als gegen neun Uhr der König mit seinen drei Advocaten
unter gewaltiger Escorte Santerres ankam. Deseze hielt
das Plaidoyer, hielt es vortreflich — über drei Stunden
dauerte seine rechtliche Darlegung der Sache, obwol er nur
vier und zwanzig Stunden zu deren Ausarbeitung gehabt.
Es war eine Rede vol Mut und sanfter rürender Bered-
samkeit, die den König selbst so ergrif, daß er nachher,
als sie allein waren, Desöze mit Thränen um den Hals
siel und ihm dankte. Der König hatte der Rede seines