1837 -
Magdeburg
: Heinrichshofen
- Autor: Schaaff, Ludwig, Horrmann, Eduard
- Hrsg.: Schincke, Johann Christian Gotthelf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
01
Dritter Theil, Iste Abth., 4tes Kap.: Religionszustand.
dieser Gottheit unter geräuschvoller Musik umherzogen und.in enthu-
siastischen Gesängen (galiiambi) ihre Mysterien verkündeten. Sie
waren sämmtlich entmannt (semiviri, semimares), Phrygier von Ge-
burt, aus der untersten Volksklasse, hatten einen entmannten Vorsteher
(Arebi§allus) und nährten sich von Almosen.
v) Diener und Gehülfen der Priester.
90.
Unter den Dienern und Gehülfen der Priester sind zu bemerken:
Pop ae und Victimarii, welche dieopferthiere feil hatten und zum
Altar führten, Menschen niederen Standes; Cultrarii, Dpfer-
schlächter; Fictores, welche für arme Leute Dpferthiere aus Mehl,
Wachs u. dgl. verfertigten; Aeditui, Tempelwachter, deßhalb an
dem Tempel wohnend, früher angesehene Römer, unter den Kaisern
vorzugsweise Freigelassene; Tibicines, Tubicines uní) Fidi-
cines, welche den Opferdienst mit Musik begleiteten —• sie bildeten
eine Zunft, die schon durch Numa eingerichtet sein soll. Zu vielen
Handreichungen gebrauchten auch die Priester ihre Kinder oder wählten
sich statt derselben freigeborene, gesunde und blühende Knaben und
Mädchen aus guter Familie, Camilli und Camillae genannt.
Flaminius Camillus der dienende Knabe des flamen Dialis. Der
flamen Dialis und die Vestalinnen hatten Liktoren als Ehrenbegleituna.
H. Heilige Oerter und Geräthe.
91.
Die Verehrungsplätze der Götter hatten mancherlei Namen, von
welchen jedoch mehrere bei den Alten selbst ohne Unterschied gebraucht
wurden, als: Fanum, eigentlich der durch symbolische Worte zum
Dienste der Götter geweihete Bezirk (locus templo effatus — Liv. X,
37 extr.); Delubrum (vom Stamme liber?), jeder Ort, der vom
Profanen abgeschlossen war, dann besonders ein solcher, wo man die
Bildnisse einer oder mehrerer Gottheiten aufstellte; Aedes, ein ein-
faches Tempelgebäude; Templum (wohl von einerlei Stamme mit
zéfisvog^ Tem oder Temti, recreo) zunächst jeder durch den Augur
zu religiösen Handlungen ausgeschiedene (liberatus) und, entweder
blos durch Worte oder auch durch Einzäunung, abgegrenzte (effa-
tus) Ort am Himmel und auf der Erde; war ein solcher Ort auf der
Erde nicht blos zu den Verrichtungen der Augurn bestimmt, sondern
zum eigentlichen Gottesdienste, dann mußte er auch vom Pontifex ge-
weihet (consecratus) und als für den Gottesdienst bestimmt angekündigt
sein (sacra edicere); später waren die templa meist ummauert und
zum Theil prachtvoll umbauet, auch mit Nebengebäuden versehen. Unter
Sacra, Sacraria, Sacella verstand man alle Räume, welche von Men-
schen den Göttern geweihet waren. — Man zählte in Rom an 424 grö-
ßere und kleinere Tempel und 32 heilige Haine (Luci), die theils
allein standen, theils mit jenen verbunden waren. Außerdem gab es