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1. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 84

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 84 — siedelten. (Deutsche Jugend 6, Der große Kurfürst und der französische Gesandte.) In Berlin bildeten sie um 1700 */10 der Bevölkerung, welche damals 10000 betrug, und sie besitzen noch jetzt eigene Kirchen und Schulen daselbst. Namentlich Färberei, Gärtnerei und mechanische Fertigkeiten wurden durch sie in Brandenburg eingeführt. Übrigens finden wir diese Emigranten fast in jeder deutschen Stadt, z. B. auch in Braunschweig und anderen Städten des Herzogtums. Da der Acker lange brach gelegen hatte, gab er gute Eruteu, und bald kamen die Bauern in so gute Verhältnisse, daß sie das Vorgeschossene abzahlen und Steuern geben konnten. Dieses Geld wurde wieder zur Ansiedelung neuer Kolonisten benutzt, denn Ackerland gab es genug in dem verödeten Lande, oder zur Unterstützung von Handel und Gewerbe, die gänzlich darniederlagen, verwendet. Den Handel beförderte der Kurfürst durch Anlage von Straßen und Kanälen, z. B- dem Friedrich Wilhelms-Kanal, welcher Spree und Oder mit einander verband und dem Schöpfer bald die Freude bereitete, daß er große Kähne von Hamburg nach Breslau durch Berlin hindurchfahren sah. Von großem Werte für den Handel war auch die Münzeinheit. Während früher fast jede Stadt eigene Münzen prägte, behielt sich jetzt Friedrich Wilhelm das Münzrecht vor. Den Seehandel beschützte und förderte er durch Gründung einer von einem holländischen Admiral geleiteten Kriegsflotte, welche eine brandenburgische Kolonie in Afrika, Friedrichsburg an der Goldküste, anlegte und in einem glücklichen Seekampf den Spaniern für geschuldete Hilfsgelder einige Silberschiffe wegnahm (Deutsche Jugend 6, Der große Kurfürst zur See). Diese Kolonie wurde leider vom Nachfolger des Kurfürsten an die Holländer verkauft. Wir haben schon gesehen, wie die Hugenotten in Brandenburg die Gewerbe förderten. Friedrich Wilhelm baute die verschiedensten Fabriken, Glashütten, Metallwerke, Zuckersiedereien, Seidenwebereien, und verschenkte sie, nachdem er sie mit Staatshilfe in flotten Gang gebracht, an geeignete Leute. Im Steuerwesen war der Übelstand, daß nur die Grundbesitzer Steuern zu bezahlen hatten. In der Stadt war der reichste Mieter steuerfrei, der ärmste Hausbesitzer steuerpflichtig. Daher läßt es sich erklären, daß viele Hauswirte ihre Häuser nach dem Kriege garnicht wieder aufzubauen Lust hatten. Der Kürfürst kam auf den Gedanken, in den Städten die Accise, eine Steuer für eingebrachtes Fleisch und Mehl einzuführen, an welcher alle Stadtbewohner teilnahmen. Hierdurch bewirkte er zusammen mit der Belebung von Handel und Industrie eine so rege Bauthätigkeit, daß z. B. in Berlin von 1669—1671 nicht weniger als 150 neue Häuser gebaut wurden. Das ist sehr viel, da es nicht mehr als 700 Häuser in der Stadt gab (jetzt in Braunschweig 6460). Bald nahmen alle Städte diese Steuer an, ans dem Lande blieb die Grundsteuer. Diese Steuer hieß Bede, d. H. der Kurfürst bat seine-Stände um Bewilligung einer Summe, wenn er z. B. zu einem Kriege derselben
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