1879 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Vorrede. Xi
Ich habe schon frher bemerkt, da der Geschichtslehrer nicht nur nach dem Inhalte, sondern auch in der Form die Ehre und Wrde der Welt* geschichte zu wahren habe, da er an die berlieferte Anordnung und Ein-theilung mit einer gewissen Piett herantreten msse, da er Scheu tragen msse, die groartige und imposante Gestalt des weltgeschichtlichen Krpers zu zerschneiden und zu entstellen. Die Weltgeschichte ist keine rudis indi-gestaque moles, keine chaotische Masse, die erst der ordnenden und gestal-tenden Hand bedrfe, um in ihren Theilen und Gliedern sichtbar zu werden. Seitdem man angefangen hat, die Thaten und Schicksale der nach Vlkern und Nationen gesonderten Menschheit aufzuzeichnen und neben einander zu stellen, haben sich gewisse Formen und Gesetze geltend gemacht, die von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt ein ehrwrdiges Ansehen erhalten haben. Diese Formen und Gesetze sollen nicht willkrlich bei Seite geschoben werden. Wir brauchen nicht wie an einen orthodoxen Glaubensartikel un-bedingt zu denselben zu schwren, aber wir sollen nicht die Gebilde der Willkr, oder subjective Auffassungen und Einflle an ihre Stelle setzen. Die Weltgeschichte in ihrer umfassenden Gestaltung und kunstvollen Ein-kleidung ist eine Schpfung der deutschen Nation. In die Mitte von Europa gestellt und von der Natur mit dem kosmopolitischen Zuge ausge-rstet, auch das Fremde und Feindliche mit dem Mastab der Humanitt, der Gerechtigkeit und der Nchstenliebe zu messen, scheint das deutsche Volk vom Schicksal bestimmt zu sein, das Gebiet der Universalgeschichte vor-zugsweise anzubauen und zu pflegen. Diese culturgeschichtliche Mission der deutschen Nation soll auch jedes Lehrbuch der Weltgeschichte an der Stinte tragen, soll auch jeder Geschichtslehrer stets vor Augen haben. Der Welt-geschichtliche Stoff soll in den groen Zgen, wie er in der Wirklichkeit zur Erscheinung gekommen ist, der Jugend vorgefhrt und der geschichtliche Gang schon in der uern Anordnung anschaulich gemacht werden. Wie schwer es auch fallen mag, in den einzelnen Ereignissen der Geschichte die gesetzliche Notwendigkeit nachzuweisen, so kann doch nicht geleugnet werden, da in dem groen Entwicklungsgnge der Menschheit, wie ihn die Welt-geschichte vorfhrt, eine gesetzliche Ordnung zu Tage tritt, nach der im Reiche des freien Menschengeistes eine hnliche Naturnotwendigkeit sich erkennen lt w;e int ueren Kosmos. Und diesen gesetzlichen Hergang der geschichtlichen Ereignisse, wie er in der Wirklichkeit eingetreten ist, soll das geschichtliche Lehrbuch auf den ersten Blick erkennen lassen; dieser natur-geme Entwickelungsgang der Universalgeschichte darf keinem willkrlichen Systeme, keiner knstlichen Methode oder subjectiven Hresie geopfert werden. Die Weltgeschichte ist eine Ausstellung, wo alle Nationen ihre edelsten Gter, ihre werthvollsten Erzeugnisse der Concurrenz vorfhren, und wo Keinem die gebhrende Stelle versagt werden darf. Auch das unscheinbarste Lehrbuch der Weltgeschichte mu ein Schatzhaus darbieten, wo, wie einst im griechi-schon Delphi, alle Völker und Staaten ihre Weihegeschenke und Ehrengaben aufstellen knnen. Aber wenn wir verlangen, da das Geschichtslehrbuch ichon in den berschriften und im Jnhaltsverzeichni den weltgeschichtlichen ^!ang vor dem Auge des Lesers vorberfhre, da es die Vergangenheit der Völker und Geschlechter in ihren groen Zgen, Namen und Gestalten Lichtbildern abspiegele, so folgt daraus nicht, da in der Schule Alles mit gleichem Mae gemessen, Alles mit demselben Interesse behandelt werden solle. Vielmehr setze ich einen einsichtsvollen, denkenden Lehrer vor-aus, der die richtige Auswahl zu treffen, der Manches auszuscheiden, Man-