1861 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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aufs schnellste zu Reichtum zu gelangen. 4) Beides regte zu
immer neuen Anstrengungen und Erfindungen an. 5) Europas Be-
völkerung wurde mit neuen Nahrungsstoffen versorgt, aber auch
zum Luxus verleitet, woraus viele Entsittlichung stammt. 6) In
politischer Hinsicht wurden a) durch die Kolonien die über-
schießenden und dem Bestehenden gefährlichen Kräfte abge-
lenkt; dieselben wirkten aber dann b) auf die Mutterländer
zurück, indem in ihnen eine eigentümliche Bildung durch Ver-
mischung der Völker und Ratjen unter Aufgebung der heimatlichen
Grundlagen (namentlich Drang nach Selbstregierung) entstand,
c) durch die Handelsverhältnisse und Kolonien wurde der Wert
des Grundbesitzes verringert und dadurch die Lehensaristokratie
des Mittelalters vollends beseitigt; d) die Macht der europäischen
Staaten beruhte nun nicht mehr auf dem Umfang und der Bevöl-
kerungszahl ihrer Länder allein, sondern auf Kolonien, Handel
und Seefahrt, und dadurch ward ihre bisherige Stellung zu einan-
der verändert, e) die Regierungen musten fortan auf die Ent-
wicklung des Handels und der Gewerbe ihr Augenmerk richten.
Kurz — die großen Entdeckungen haben alles vollendet und
gereift, was die Kreuzzüge gesät und begonnen hatten.
Ii. Die Zeit Maximilians I 1493—1519.
A. Die italienischen Kriege.
§ 5. Das allgemeine Streben nach Gebietsvergrößerung fand
in dem zerrißnen Italien einen willkommnen Schauplatz der Be-
thätigung, auf dem sich denn auch das wechselvollste Spiel von
Kämpfen unter Intriguen und Treulosigkeiten aller Art ent-
wickelte.
1) Karl Viii v. Frankreich fand für seinen Wunsch, die
Ansprüche des Hauses Anjou auf Neapel geltend zu machen und
dann das griechische Kaisertum herzustellen, vielfache Auffor-
derung in den gedrückten (Ferdinand I f J494, dann Alfons Ii)
Zuständen des Landes und einen Verbündeten in Ludovico
Moro v. Mailand, welcher als Vormund seines Neffen, des
Herzogs Galeazzo Sforza, nach der mailändischen Herzogskrone
und dem politischen Uebergewicht in Italien strebte. 1495 eroberte
er rasch Neapel, das Alfons Ii durch Abtretung der Krone an
seinen S. Ferdinand Ii vergeblich seinem Hause zu erhalten
suchte.
2) Durch Frankreichs Glück besorgt gemacht, schloßen der
unterdes nach des Neffen Tod in Mailands Besitz gelangte Ludovico
Moro, Maximilian I von Deutschland, Ferdinand d. Katholische
von Spanien und Papst Alexander Vi 1495 die Ligue zu Ve-
nedig. Karl Viii muste sich bei Fornuovo durchschlagen und
verlor Neapel, wo 1496 auf Ferdinand Ii Friedrich Ii folgte.
3) Ludwig Xii v. Frankreich machte nun aber als Nach-
kömmling einer Visconti auf Mailand Ansprüche geltend, verband