1. Bd. 3
- S. 130
1793 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Fröbing, Johann Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Hannover
Die Weltgeschichte,
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Wuth den Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, giel
mir meine Legionen wieder." Von der Zeit an war der
Name der Deutschen, vornemlich aber der Cherusker,
den Römern ein schreckliches Wort. Zum Glück für die
Überwundenen war es diesen unseren Vorfahren nicht um
Eroberungen zu thun, sondern nur, um frey von den An-
fällen der Feinde zu seyn. Desto furchtbarer machten sich
den Römern in der Folge, vornemlich vom Jahr 120 an,
die Marcomannen in Böhmen und Mahren, die durch
ihre Vereinigung mit andern deutschen Völkern und durch
ihren Muth das römische Reich oft in Gefahr setzten»
Andere deutsche Völker folgten ihrem Bcyspiel und fielen
nach und nach von verschiedenen Seiten ins römische Ge-
biet. Die Franken und Allemanen verwüsteten vom
Jahr 240 an das Innere von Gallien, und die Seeküsten
wurden von den Sachsen geplündert. Wenn von dieser
Seite die geplagten Römer etwas Ruhe hatten, fielen die
Gothen und Vandalen auf der andern Seite ein» Als
endlich Constñntin die christliche Religion im römischen
Gebiete cinsührte, zwang er auch die unter seinem Zepter
stehenden Deutschen zur Annahme des Christenthums, und
schickte ihnen Bischöfe. So hatten zu dieses Kaisers Zei-
ten die deutschen Städte Trier, Mñynz, Metz, Tüll,
Worms, Strasburg, Trident rc. schon christliche
Bischöfe. Wie wunderbar, lieben Leser: Gott ließ es
zu, daß die Römer unser Vaterland anfielcn und einen
Tbeil desselben unterjochten; und dieses Unglück mußte
nun dem Christenthum den Weg bahnen, in die wilden
deutschen Horden zu dringen und ihre Sitten milder zu
machen! Damit die zum Chnstenthum bekehrten Deut-
schen das göttliche Wort lesen könnten, übersetzte ein from-
mer und geehrter Geistlicher der Gothen, der Bischof
Ulsila (Wolf), die heilige Schrift in die deutsche Sprache,
und verbreitete eben dadurch die christliche Religion unter
un-