1. Bd. 3
- S. 149
1793 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Fröbing, Johann Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Hannover
Die Geschichte nach Christi Geburt. 149
Der Staat der Longobarden, oder: Entstehung der Italiener.
Als die griechischen Kaiser die Gothen aus Italien
vertrieben hatten, Höften sie dies schöne Land, das oh«
nehin der Geburtsort der römischen Macht war, in Ruhe
zu besitzen. Allein auf einmal brach wiederum von den
Granzen Ungarns her ein neuer Feind in Italien ein, der
so wie alle vorhergehende, gleichfalls ein deutsches Volk,
das Volk der Longobarden war. Sie eroberten unter
ihrem König Mbom ein großes Stück von Italien, und
bildeten einen ganz eigenen Staat , unter dem Namen des
longobardischeu Reichs, das sich über 200 Jahre er-
hielt. Ihre Residenz hatten die longobardischen Könige in
der Stadt Pavia. Von hier aus beförderten sie unter
den trägen und üppigen Römern den deutschen Fleiß, vor-
nemlich den Ackerbau und die Handlung, und legten viele
schöne Städte an, gaben aber auch Gelegenheit zu einer
neuen Sprache: denn durch die Vermischung der römi-
schen (lateinischen) mit deutschen und andern Wörtern
entstand die ltüliättlsche Sprache, die jedoch unter allen.
Sprachen, die aus der römischen entstanden sind, mit
derselben die meiste Aehnlichkeit hat.
So habet Ihr also, lieben Leser, jetzt die spanische,
die englische, die französische und die italiamsche Na-
tion in ihrer ersten Kindheit gesehen, und wahrscheinlich
mit großem Vergnügen Euch der Ehre gefreut, daß unsere
deutsche Nation die fruchtbare Mutter dieser vier Staaten
gewesen ist.. Merket Euch jetzt noch, daß manche Ge-
schichtschreiber alle diese Züge so vieler deutschen Völker
und anderer Nationen, die von allen Seiten her ins rö-
mische Gebiet drangen, mit dem Namen der großen Völ-
kerwanderung belegen. Daß aber diese furchtbaren, den
Strömen gleichenden Fortwalzungen der Nationen von ei-
nem Lande ins andere kein Wandern, keine Lustreise ge-
nannt werden kann, das sehet Ihr selbst ein. Nichtiger
K 3 könnet