1. Bd. 3
- S. 230
1793 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Fröbing, Johann Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Hannover
Lzg Die Weltgeschichte^
man von einem, der sein Wort nicht hielt, zu sagen:
„dieser bat Rudolp ■ ¿ Redlichkeit nicht." — Nach dem
Lode dies s großen Kaisers wählten die deutschen Fürsten
nicht dessen Sohn Albrecht, weil sie diesen für zu mache
tig hielten, und also fürchten mußten, daß er ihr eigenes erst
kürzlich errungenes Ansehn wieder schwächen mögte, sondern
sie wählten einen Grafen von Nassau, Namens Adolph.
Mit diesem Herrn, der fast gar keine Eigenschaften eines
guten Regenten hatte, verfiel das Reich wieder, und
eben deswegen ward er den Deutschen verhaßt. Dieser
Haß stieg noch mehr, als Adolph durch Ranke, Bosheis
ken und barbarische Grausamkeiten das große und reiche
Thüringen an sich bringen wollte. Es setzten ihn also
die deutscher Fürsten förmlich ab, und wählten statt seiner
des unvergeßlichen Rudolphs Sohn, Albrecht, Herzog
Don Oesterreich. Zwar suchte Adolph seine Kaiserkrone
rnitden Waffen zu behaupten, und es kam im Jahr 1298
zur Schlacht; allein Albt^cht siegte und Adolph wurde
gctödtet. Der neue Kaiser erfüllte nicht die Hofnung, die
Deutschland sich von ihm machte: er war geizig und herrsch-
süchtig; und diese Fehler, dieja immermit Unzufriedenheit
verbunden sind, zogen auch ihm tausendfache Unruhe,
]<* zuletzt den Tod zu. Zuerst wollte er das Königreich
Burgund durch Vermählung seines Sohnes, dann die
Grafschaft Holland durch gewaltsame Besitznehmung,
hierauf das Königreich Böhmen gleichfalls durch Ver-
mählung feines Sohnes, sodann die Landgrafschafk
Thüringen durch Gewalt und sogar durch Prinzenmord —
Denn er ließ den Landgrafen Dtshmünn in der Tho»
maskirche zu Leipzig am Altare ermorden — und endlich
Hffv lien (die Schweiz) durch List an sein Haus brin»
gen aber kein einziger dieser habsüchtigen Anschläge ge-
lang ihnss. Es gieng ihm, wie es dem Gierigen, der
Alles will, oft zu gehen pflegt: er bekam gar nichts.