1791 -
Erlangen
: Bibelanst.
- Autor: Seiler, Georg Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2) Etwa So Jahr vor Christi Geburt kamen die
Deutschen Völker, unter Anführung ihres Königs Ario-
vist., (oder Lhrcnvest) über den Rhein nach Gallien
oder dem heutigen Frankreich , und führten mit den
Römern langwührigc Kriege. Der berühmte römische
Feldherr Casar, von welchem alle römische Kaysec
den Namen führen, hat sie vielfältig überwunden, und
sein Nachfolger, der Kayser Augustus, unter wel-
chem Jesus Christus gebohren worden ist, hat jene
Kriege noch weiter fortgesetzt, aber an den Deutschen
ein tapferes Volk gefunden. Denn Arminius (oder
Hermann,) ein berühmter Fürst unter den Deutschen,
gewann grosse Siege gegen die Römer, und befreyte
die Deutschen von der Oberherrschaft derselben. Man
fand in Westphalen eine grosse Säule, die man Jr-
mensaule nannte : diese war wahrscheinlich jenem be-
rühmten Helden Hermann zu Ehren aufgerichtct worden.
Z) Um diese Zeitz wobntcn die deutschen Völker noch
nicht in Städten, sondern meistens nur in Wäldern
und Hütten. Sie waren ein rauhes, starkes Volk,
von grosser Statur. Ihre Speisen waren wildes Obst,
frisches Wildprctt, Fische, geronnene Milch und der-
gleichen. Ihr Trank in den Gegeirdcn, wo sie sich vom
Herumzichen entwöhnt hatten, eilt aus Gerste oder an-
derm Getreide verfertigtes Bier. Durch die täglichen
Leibesübungen und immerwährenden 'Jagden wurden sie
abgehärtet, muthvoll und tapfer. Das Hauswesen und
den Ackerbau bestellten die Weiber, oder auch die al-
tern und schwachem Leute. Die Viehzucht trieben sie
dabcy sehr stark. Sie heurathcten spat und lebten
keusch. Ihre Kleidungen waren meistens aus Fellen
von wilden Thieren, doch lernten die Weiber frühzei-
tig von den angranzenden Völkern Leinwand verferti-
gen