1794 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Junker, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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• 49. Von Theerschweelen.
itxer Theer wird vornehmlich aus dem harzigen Kienholz und
dessen Wurzeln in den Theerofen bereitet. Ein solcher Ofen
besteht gewöhnlich in einem runden aus gebackenen Steinen aufge-
führten Thurme, welcher oben offen ist, und unten in eine trichtern
förmige Röhre stch endigt. Dieser Thurm ist von allen Seiten in
der Entfernung von einigen Schuhen mir einer dicken Mauer umger
den, welche der Mantel heißt, und oben mit Rauch-, unten mit
Schürlöchern versehen ist. Nachdem der innere Ofen mit kleingehackt
tem Kienholz angefüllt werden, macht man in dem Raume zwi,
schen dem Mantel und dem Ofen Feuer, durch dessen Kluth die Mauer
des Ofens erhitzt, und durch diese Hitze daö Harz aus dem Kienholz
herausgetricbcu wird. Erst fließt ein gereinigtes dünnes Harz her,
aus, aus welchem man durch eine neue Destillation das Rienöhl er-
hält, dann kommt ein saures Wasser, und endlich rinnt der eigentliche
Theer, welchen man auch statt des Kienholzes aus fetten Steinkohlen
auf eben die Akt erhalten kann.
50. Das Pechsieden.
k^er Theer wird theils flüssig zu Wagenschmiere und zum Kal-
im*m' faterò der Schiffe rc. verkauft, theils wird er in Kesseln
dick eingesotten, und heißt alsdann Pech. Dies ist das ge-
meine schwarze Pech. Reineres Pech kann man aus dem Harze
bereiten, welches theils von selbst aus den Nadelhölzern aus-
schwitzt, theils auch herauszutreten genötbigt wird, indem man
im Frühjahr durch Harzscharrer die Rinde der Bäume auf-
ritzen und den Harz sammeln laßt. Dieses Harz schmelzt man
in Töpfen oder Kesseln, welche unten Löcher haben, bei gelin-
dem Feuer aus, und läßt das ausgeschmolzene in einem Kessel zu
Pech eiusieden. Auf die nemliche Art erhält man aus dem Harze
der Tanne den gemeinen Terpentin. Durch die Destillation
erhält man aus diesem das Terpentinöhl, und das davon übrig-
bleckende giebt das Geigenharz, Colophonium.