1794 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Junker, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
97. Die Zuckersiederei.
Zuckersiederei (Zuckerraffiuerie, oder, wie es in Ham-
bürg heißt, Zuckerbeckerei) ist ein großes, geräumiges Ge-
bäude, in welchem der rohe Zucker oder die Mascovade mehr
oder weniger gereiniget, hierauf in Formen gegossen, oder auch
zum Kandieszucker verarbeitet wird. Die Mascvvude wird
daselbst mit Kalkwasser in große kupferne Kessel gethan, gesotten,
und mit Ochsenblut oder Eiweiß zum Schäumen gebracht, wor-
auf die in Gestalt des Schaumes sich erhebenden Unreinigkeiten
abgeschöpfet werden. Diese Arbeit wird ein, zwei, auch wol
dreimal wiederholt, je nachdem man grobe oder feine Arten von
Zucker bereiten will. Ist der Zuckersaft zum letztenmale als»
gesotten und abgeschaumet worden, so wird ec durch ein wolle-
nes dickgewalktes Tuch in den weiten und tiefen Kläckefsel fil-
trirt. In diesem wieder, um alle Feuchtigkeit zu vertreiben,
nochmals stark gesotten, und alsdann nach dem Mkühlett in
Formen von Thon eiugefüllt.
98. Die Zuckersiederei. Fortsetzung.
^Xie thönernen Formen, 'welche die Figur der Zuckeichüte Habels
sind an der Spitze offen. Diese Ocffnung wird aber mit
nassen Lappen oder Thon erst verstopft, und dann füllt man den dick
gekochten Zuckersaft ein. Während dem Erkalten wird er mehrmar
len in den Formen umgerührt. Sobald er aber zu gerinnen angei
fangen, so wird das Loch unten in der Spitze geöffnet, und die Form
mit der Spitze in Töpfe gefetzt, in welche der fiüffigbleibende utiret!
me Theil des Zuckersafts, der Sirup, abtröpfelt. Dies zu beför-
dern, bedeckt man oben den Zucker mir nassem Thon. Da dieser sei-
ne Feuchtigkeit allmählig wieder fahren laßt, so senkt sich diese durch
den Hut nach unterwärts, und läuft mit den abgespültcn Unreinigr
keilen durch die Spitze ab. Hierauf etwa nach 8 — r2 Wochen
werden die Hüte herausgenommen, getrocknet und eingepackt.
Der Zuckerkand entsteht, wenn der Zuckersaft in kupferne
mit Fäden durchzogene Gefäße gefüllt, und m det statkgeheizten
Darrstube krpstallisirt wird.
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