1794 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Junker, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
i57. Der Lichtzieher.
Seifensieder zieht und gieße auch Lichte, aus Rindere und
Schöpsentalg. Weil Rindertalg allein zu weich, Schöpfen! ;lg
aber allein zu spröde ist, so werden beide gewöhnlich zur Hälfte verr
mischt Zu gezogenen Lichten muß aber etwas mehr Rindertalg, zu
gegossenen mehr Hammeltalg genommen werden. Zuerst wird der
Talg ausgeschmolzen und in Formen gegossen. Dann werden die
baumwollenen Dochte abgemessen und zerschnitten Diese Dochte
werden dann entweder durch ziehen oder gießen mit Talg umgeben.
Zum Archen Der Jlidite wird der flüssige Talg in einen langen und
tiefen kupfernen Trog eingefüllr, und durch umergesetzres Kohlenfeuer
flüssig erhalten. An einer Latte bevestigt man nun mehrere Dochte,
taucht stein den flüssigen Talg ein, zieht sie wieder heraus, und setzt
dies so lange fort, bis die Lichte die gehörige Dicke haben. Zum Gie-
ssen Der Lickte hat man gewöhnlich zinnerne Formen, in deren Mit/
te wird der Docht eingespannt, und dann der Talg hineingegossen.
Wenn er kalt geworden, wird das Licht am Dochte herausgpzogen.
Will es nicht herausgehen, so hält man die Form in warmes Wasser.
Das Pfund gezogene Lichte kostet im Durchschnitt 4, gegossene
5 Groschen.
158. Der Wachsbleicher.
<^as Wachs ist, so wie es von den Dienen kommt, gemeiniglich
f^/ gelb, und noch mir mancherlei Unreinigkeiten vermischt. Man
pflegt es daher, um ihm eine weiße Farbe zu geben, zu reinigen und
zu bleichen. Das Wachs wird erst nochmals geschmolzen. Es ge/
schicht dieses in einem kupfernen verzinnten Kessel, welcher unten spü
tzig zuläuft, und mit etwas Wasser gefülletist; beides, damit das
Wachs nicht verbrenne. Aus diesem Kessel läßt man es, nachdem
es fleißig umgerührt und gereinigt worden, über eine hölzerne halb
im Wasser gehende Welle laufen, welche, indem sie herumgedrehet
wird, das Wachs in lauter dünne Streifen oder Bänder werwan«
delt. Dies heißt daher bänvcrn. Diese Streifen werden nun
4 — 6 Wochen durch Sonne und Luft gedlcickrr. Soll das Wach-
ganz weiß werden, so wird das Schmelzen und Bleichen wiederholt.
Diese Kunst ist unzünstig, und wird gemeiniglich von Dener», weiche
mit Wachs und Wachslichtern handeln, getriebrs.
I.^gndd. Z. Th. R