1838 -
Breslau
: Graß, Barth
- Autor: Wachler, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
Alte Gesch. Iii. Makedonische Monarchie.
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einer dorischen Kolonie unter Temeniden (Kara nos, vielleicht die Herr-
scherwürde bezeichnend, wird von Herodot Perdikkas genannt) in Be-
sitz genommen; sie scheint sich in Emathia, im Flußgebiete des Axios und
Erigon niedergelassen und mit Eingebohrnen und kriegerischen Nachbarn,
namentlich den Taulantinern, viele Fehden glücklich bestanden zu haben;
neben den Königen bildete sich ein an der Staatsverwaltung Theil neh-
mender mächtiger Adel und ein ziemlich freyes Leben des in gesellschaftli-
cher Rohheit lange beharrenden Volkes. Seit König Amyntas I [512;
Ol. 67, 1] war Makedonien den Persern zinsbar;, sein Sohn Ale-
xandros befand sich in Lerxes Gefolge, ohne jedoch seine Neigung zum
griechischen Staatssysteme auszugeben. Nachdem durch die Schlacht bey
Plataiai s479; Ol. 76, 2] die Abhängigkeit von Persien aufgehört hatte,
blieb der Staat unbedeutend und ohne Einfluß auf Griechenland; wäh-
rend seines Kampfes mit den thrakischen Odrysern setzte sich Athen in
den Besitz makedon. Küstenstädte und Häfen, und führte mit Sparta
Krieg auf der makedonischen Küste. Perdikkas Ii [454—413] un-
terstützte Potidaia [432] gegen Athen, schloß sich an Sparta an, suchte
aber auch gegen dieses (323] seine Selbstständigkeit zu behaupten;
mit ihm beginnet die von Zeitgenossen kaum bemerkte politische Wich-
tigkeit des Reiches. Unter Archelaos [413 bis 400], dem Eroberer
Pydna's, gewann die Staatsverwaltung und das Heer eine bessere Ein-
richtung und fanden Litteratur und Kunst am Hofe Eingang. Wei-
teres Fortfchreiten der Bildung und Macht des Staates wurde durch
Thronstreitigkeiten gehemmt. Airopos [400 — 394] verdrängte den
Orestes, Sohn des Archelaos; Amyntas Ii stürzte und tödtete
[392] den Pausanias, des Airopos Sohn, und behauptete sich
[391] gegen dessen Bruder Argaios Ii mit Hülfe der Thessalier;
von seinen drey Söhnen wurde Alex and ros durch Theben in Thessa-
lien gedemüthigt [368; Ol. 102, 4] und mußte seinen jüngsten I4j.
Bruder Philippos als Geisel [Ol. 102, 4 bis 103, 4) den Theba-
nern übergeben; er wurde von Ptolemaios Alorites ermordet und
dieser bemächtigte sich der Regierung; Per di kka s Iii, Alexanders
Br., verdrängte ihn [365] und hielt sich gegen Pausanias durch at-
tische Hülfe; er siel [360] in einer Schlacht gegen die Illyrer, mithin-
terlassung des unmündigen Amyntas Iii.
Die Vormundschaft über diesen seinen Neffen führte [Ol. 105, 1]
Philippos und erhob sich nach dessen Tode [359] zum unumschränkten
Herrscher. In der Schule des Epameinondas reifte er zum Staats-
manne und Feldherrn; er war klug ohne Rechtlichkeit, wußte seine Ent-
würfe zu verheimlichen und umsichtig die ihm wohl bekannten und rich-
tig berechneten Zeitverhältnisse zu benutzen. Makedonien mußte steigen,