1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
C. Das Römerreich.
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zu dämpfen, zog der übermüthige Varus mit 3 Legionen und vielen
Hülfstruppen durch den Teutoburger Wald (Lippe-Detmold),
erlitt aber hier unter Hermanns Feldhauptmannschaft eine so vollstän-
dige Niederlage, daß die Waldfchlucht weithin mit römischen Leichen
bedeckt war. Die Adler gingen verloren und Varus gab sich selbst den
Tod. Augustus rief bei der Nachricht verzweiflungsvoll: „Varus gib
mir meine Legionen wieder!" und war fortan nur auf Sicherung der
Rheingränze bedacht.
§. 189. Als aber Augustus zu Nola gestorben und durch eine
Vergötterungsfeier (Apotheose) den Himmlischen beigezählt war, setzte
Drusus' heldenmüthiger und hochherziger Sohn Germaniens aber-
mals über den Rhein, verwüstete das Land der Chatten, begrub
die bleichenden Gebeine der im Teutoburger Wald gefallenen Römer
und führte Hermanns hochsinnige Gattin Thusnelda, die der treulose
Segest den Feinden übergeben, in Gefangenschaft ab. Aber obschon
er dem Cheruskerbunde zwei Niederlagen beibrachte (bei Jdistavisus
(Mindens und am Steinhuder-See) und, von den Batavern unter-
stützt, von der Seeseite her Deutschland hart bedrängte, so gelangte
die Römerherrschaft auf dem rechten Rheinufer doch zu keiner Festigkeit
und Dauer. Stürme zerschlugen die Flotte, unwegsame Gegenden
und das Schwert der Germanen brachten die Landheere an den Rand
des Untergangs; und als zuletzt Germanicus von seinem neidischen
Oheim Tiberius abberufen wurde und bald nachher in Syrien seinen
Tod durch Gift fand, erhielten die Deutschen Ruhe vor der römischen
Herrsch - und Eroberungssucht. Nunmehr kehrte aber der niederdeutsche
Cheruskerbund seine Waffen gegen den oberdeutschen Markomannen-
bund, an dessen Spitze Marbod stand, was den Römern Gelegen-
heit gab, von Süden her Deutschland zu verwirren. Marbod gerieth
in die Gewalt der Römer, die ihm 18 Jahre lang in Ravenna das
Gnadenbrod reichten, indeß Hermann nach beendigtem 'Kriege von
scheelsüchtigen Freunden ermordet ward. Seine Thaten lebten im Liede
fort und unser Zeitalter setzte dem Befreier Deutschlands in dankbarer
Erinnerung eine kolossale Statue auf dem Teutberge bei Detmold.
§. 189. Etwa 100 Jahre nach Augustus faßte der große Geschicht-
schreiber Ta ei tus, nachdem er in seinen Annalen und Historien die
Geschichte der römischen Kaiserzeit dargestellt, in sittlichem Zorn über Roms
Entartung und Verdorbenheit den Vorsatz, durch Schilderung der Sitten,
Lebensweise und Einrichtungen der deutschen Völkerschaften seinem gesunke-
nen Vaterlande einen Spiegel vorzuhalten. Diesem Entschluß verdanken
wir die erste genauere Kunde über unser Vaterland, wenn gleich das Werk
nur ein Entwurf blieb. Wir erfahren daraus, daß Deutschland von einer