1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 193
2. Das salisch-fränkische Kaiserhaus (1024—1125).
§. 268. Konrad Ii. war mehr auf Erweiterung des Reichs undkonradii.
Erwerbung kriegerischer Ehre und ritterlichen Ruhms als auf eine ruhige wä.
und friedliche Regierung bedacht. Nachdem er in Mailand die ei-
serne Krone der Lombarden und in Rom, unter großer Feier-
lichkeit, die Kaiserkrone empfangen, nöthigte er den kinderlosen
König Rudo lf v on Burgund die Anwartschaft des deutschen Reichs
auf das arelatische Königreich anzuerkennen und setzte sich dann
nach dessen Tod die burgundische Königskrone aufs Haupt*). Dieß m3
verwickelte ihn in viele Fehden theils mit den burgundischen Edelleuten
und Bischöfen, die sich als unabhängige Landesfürsten betrachteten,
theils mit seinem Stiefsohn Ernst von Schwaben, der nähere
Rechte auf das Königreich geltend machte und in Verbindung mit sei-
nem Freunde Welf in Süddeutschland die Fahne der Empörung auf-
pflanzte. Beide erlagen nach tapferm Kampfe, und die Thaten des
ritterlichen Herzogs Ernst gingen in die Volkssage über. — Polen
und Böhmen wurden lehnspflichtig gemacht, dagegen Schleswig
an Kanut den Großen (§. 259) abgetreten. Durch ein neues
Lehen ge setz bestätigte Konrad auf seinem zweiten Römerzug die Erb-
lichkeit der kleinern Lehen in Italien. Er und seine Nachfolger
liegen im Speyer er Dome, dessen Bau Konrad begonnen (1030),
begraben.
*) Das arelatische Königreich umfaßte die südöstlichen Provinzen Frankreichs:
Provence, Dauphin«, Franche-Comt«, das Gebiet von Lyon; die westliche Schweiz
(Genf, Waadt u. a.) und Savoyen. Die Bischöfe von Lyon, Besan^on, Genf,
Lausanne, Grenoble, Vienne, Nimes u. a. waren bereits der Herrschaft der bur-
gundischen Könige entwachsen. — Diese burgundischen Bischöfe schloffen zuerst den
so wohlthätigen, nachher auch in Deutschland eingeführten Gottesfrieden (treuga
ll«i) in Folge dessen von Mittwoch Abend bis Montag Morgens alle Waffen ruhen
mußten.
§. 369. Konrads Sohn Heinrich Iii. war ein Mann von ho-Heinr.»i.
her Kraft, unter dem Deutschland seine größte Ausdehnung hatte. K_
Sein tapferes Schwert zügelte die äußern Feinde, wie die unruhi-
gen Großen des Reichs, und um den Trotz der letztem zu brechen,
ging er mit dem Plane um, eine unumschränkte kaiserliche
Erbmonarchie zu gründen und die Herzogswürde in den deutschen
Landen wo nicht abzuschaffen, doch von sich abhängig zu machen.
Zu dem Zweck besetzte er die erledigten Herzogthümer entweder gar
nicht, oder er verlieh sie an nichteinheimische, ihm ergebene Edelleute,
wodurch die Erblichkeit verhindert ward. — Auf gleiche Weise benutzte
er eine Spaltung in der Kirche, um die drei hadernden Päpste ab-
Weber, Geschichte. 13