1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Das christliche Mittelalter.
1144 schulischen Reiche am Euphrat und Tigris, Edessa eroberte und die
Gränzen des Königreichs Jerusalem bedrohte, gelang es dem heiligen
Bernhard, Abt von Clairvaux in Burgundien den schlummern-
den Religionseifer wieder zu wecken. Das Ansehen dieses Mannes,
dessen Enthaltsamkeit und Ertödtung aller sinnlichen Begierden durch
Kasteiung und Selstpeinigung aus seinem abgehärmten Körper ersicht-
lich war, hatte solches Gewicht, daß Ludwig Vii. von Frankreich
seiner Aufforderung Folge leistete und selbst Konrad Hi. ihm nicht zu
widerstehen wagte, als er ihn im Dome zu Speyer in einer feurigen
Rede ansprach. Konrad nahm das Kreuz, zog mit einem stattlichen Heer
durch Ungarn nach Konstantinopel (dessen Kaiser Emanuel mit ihm
verschwägert war), und erreichte nach mancherlei Streitigkeiten mit den
treulosen, von Mißtrauen und Hofsahrt erfüllten Byzantinern die asia-
tische Küste. Als er aber den Landweg über Jconium einschlug,
wurde das an Allem Noth leidende Heer durch die Tücke griechischer
Führer in eine wasserlose Einöde geleitet, wo plötzlich zahllose türkische
Reiter in einzelnen Schaaren auf die Wallbrüder eindrangen und ihnen
eine solche Niederlage zufügten, daß kaum der zehnte Theil sich mit
Konrad nach Konstantinopel rettete. Gewarnt durch diesen Ausgang
schlug Ludwig Vii. den Weg längs der Meeresküste über Smyrna
und Ephesus ein, aber ohne bessern Erfolg. Als in Pamphylien die
Türken über sie herfielen, verließ der König mit seinen Edlen das Heer
und begab sich zu Schiffe über Antiochien nach Jerusalem, während die
Zurückgebliebenen theils von den Feinden erschlagen wurden, theils dem
Hunger und der Ermüdung erlagen. In Jerusalem, wo zuletzt auch
Konrad mit den Trümmern seines Heers anlangte, wurde ein Erode-
rungsplan wider Damaskus beschlossen. Aber auch dieser scheiterte
an dem Verrath der morgenländischen Christen, so daß das ganze
Unternehmen erfolglos blieb und die Lage der Franken im heiligen
Lande immer schlimmer wurde. Wie hätte das durch Uneinigkeit der
Ordensritter geschwächte, von unmündigen Königen regierte Reich, wo
der Glaubenseifer nur zu oft dem Eigennutz, der Habsucht und dem
Neide wich, den streitbaren, durch Eintracht starken und durch Fanatis-
mus und Christenhaß zum Kampf begeisterten Mohammedanern wider-
stehen sollen? zumal als nach Nureddin's Tod der großmüthige,
tapfere und gebildete Kurde Saladin sich des Sultanats von Aegyp-
ten bemächtigte und in Kurzem alle Länder von Kahira bis Aleppo
unter seinem Scepter vereinigte. Bald gerieth das Königreich Jerusa-
lem ins Gedränge. Saladin gewährte eine Waffenruhe; als diese aber
von einem christlichen Ritter verletzt wurde, der mit frecher Gewalt-