Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
208
Das christliche Mittelalter.
Vaterlandsliebe erfüllten Bürgermacht waren sie entschlossen, ihre er-
rungene Unabhängigkeit wider jeden Angriff zu schützen und ihre Stadt-
gebiete in kleine Republiken umzuschaffen. Sie bekämpften daher die
kaiserliche Machtvollkommenheit, die ihrem Streben entgegenstand. Die-
ser Geist der Widerspenstigkeit kam schon auf Friedrichs erstem Zuge,
als er auf der Roncalischen Ebene (bei Piacenza) die Fürsten und
Städte Oberitaliens zur Huldigung aufforderte, zu Tage. Zwar konnte
er diesmal das übermächtige Mailand nicht bändigen, doch suchte er
es durch Zerstörung einiger kleinern von gleichem Geiste beseelten Städte
zu schrecken, ehe er sich in Pa via mit der lombardischen und in
Rom mit der Kaiserkrone schmücken ließ. Diese letztere erlangte
er erst nach Auslieferung Arnolds von Brescia, dessen Predigten
zur Erweckung dieses republikanischen Sinnes vorzugsweise beigetragen.
Dieser merkwürdige als Geistlicher erzogene Mann wollte die Kirche
zur apostolischen Einfachheit zurückführen; er eiferte daher wider die
zeitlichen Besitzthümer und die Hoffahrt des Klerus, sprach den Bischöfen
das Recht ab, zeitliche Güter und Herrschaften zu Lehen zu tragen
und erklärte die weltliche Macht des kirchlichen Oberhaupts für eine
Uebertretung der heiligen Schrift. Angefeuert durch diese Predigten
kündigten die Römer dem Papste den Gehorsam auf und stellten eine
republikanische Verfassung nach dem Vorbilde der Alten her. Als aber
der kühne Reformer von Friedrich (dessen Oberherrlichkeit in Italien
durch seine Predigten gleichfalls gefährdet war) dem Papste überant-
wortet und von diesem vor dem Hauptthore der Stadt verbrannt wor-
den, entsank den Römern allmählig der Muth. Nach einem vergeb-
lichen Versuche, die Deutschen durch einen gewaffnelen Angriff aus
der Stadt zu treiben, willigten sie in die Abstellung der neuen Ein-
richtungen und fügten sich wieder der Gewalt des Papstes.
§. 285. Nach Friedrichs Abzug (der durch die tückischen Nach-
stellungen der Veronesen gefährdet wurde) verharrten die Mailänder in
ihrem Trotze und zerstörten mehre dem Kaiser ergebene Städte (z. B.
Lodi). Da unternahm Friedrich einen zweiten Zug, ließ durch Rechts-
gelehrte auf der Roncalischen Ebene seine Hoheitsrechte über die
Fürsten, Grafen und Städte festsetzen*) und sprach, als sich Mailand
diesen Bestimmungen nicht fügte und die kaiserlichen Abgeordneten ver-
trieb, über die widerspenstige Stadt die Acht aus. Ein blutiger, von
beiden Seiten mit der größten Erbitterung geführter Krieg entschied
sich zuletzt zu Gunsten des Kaisers. Mailand mußte sich nach dritt-
halbjähriger Belagerung ergeben. Nachdem der Fahnenwagen (Carrocio),
der das Hauptbanner der Stadt führte, zertrümmert war und die