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1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschichte der übrigen europäischen Staaten im Mittelaller. 259
Zahl der Verbrechen mehrte, dahin beschränken, daß Geistliche in
weltlichen Sachen den königlichen Gerichten, ohne Appellation
an die römische Curie, unterworfen und die Excommunicationen
von der Einwilligung des Königs abhängig sein sollten. Darüber ge-
rieth Heinrich mit dem Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket,
(der früher sein Kanzler gewesen, damals aber ein zurückgezogenes
Büßerleben führte und deswegen in hoher Verehrung bei dem Volke
stand) in einen heftigen Streit. Thomas verwarf die Constitutionen
von Clarendon und entsetzte alle Geistlichen, die sich denselben fügten;
und als er mit einer gerichtlichen Untersuchung bedroht wurde, verließ
er England und sprach den Bannfluch über Heinrich aus. Durch
Vermitlelung des Papstes kam jedoch nach einiger Zeit ein Vergleich
zu Stande. Kaum war aber Thomas nach Canterbury zurückgekehrt,
so verfuhr er mit der alten Strenge gegen die Geistlichen, die die
Artikel von Clarendon angenommen. Da entfuhr dem König, der
gerade wider Frankreich im Felde stand, ein Ausruf des Unwillens
gegen Thomas, was vier seiner getreuen Dicnstmannen bewog, nach
England zu eilen und den Erzbischof vor dem Altare seiner Kathedrale
zu ermorden. Diese kirchenschänderische That erregte allgemeines Ent- 117°-
setzen und verschaffte dem Papstthum einen vollständigen Sieg in Eng-
land. Die Thäter wurden bestraft, die Constitutionen von Clarendon
abgeschafft und Thomas Becket zum Heiligen erhoben. Tausende
von Wallfahrern pilgerten zu seinem Altare und der König selbst gab
einige Jahre später ein merkwürdiges Beispiel seiner Reue, indem er
sich auf dem Grabe des Märtyrers von den Mönchen den entblößten
Rücken geißeln ließ. — Die unter Heinrich Ii. begonnene Eroberung der
dem englischen König von dem Papst verliehenen Insel Irland war nur
eine nominelle; denn durch das ganze Mittelalter hindurch erkannte blos
Dublin und die Umgegend Englands Oberhoheit an.
«) Philipp August von Frankreich und Johann ohne Land von
England (c. 1200).
§. 342. Von Heinrichs Söhnen (die durch ihre Mutter Eleonore
aufgestiftet zuletzt die Waffen wider den eigenen Vater kehrten) über-
lebten ihn zwei, Richard Löwenherz (§. 288) und Johann ohne
Land. In dem Charakter des erstern war ritterlicher Heldenmuth und^E
ungestüme Tapferkeit mit Leichtsinn und Unbesonnenheit gepaart, daher
durch ihn die englische Nation der unter seinem Vater erworbenen Vor- —,
theile wieder verlustig ging. Johann aber verlor an den klugen und
unternehmenden Philipp August die Normandie und alle französischen
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