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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 324

1847 - Leipzig : Engelmann
324 Die Vorboten der neuern Zeit. t 1318) entworfene Thurm im Jahr 1439 vollendet wurde; das herrliche Münster zu Freiburg im Breisgau; die Kathedrale von Antwerpen; die Wiener Ste- phanskirche, der Dom von Ulm, Rcgensburg u. a. — Da der Bau der meisten gothischen Bauwerke oft über ein Jahrhundert erforderte, so bildeten sich für jedes größere Unternehmen sogenannte Bauhütten, Vereine von Künstlern, Mauerern und Steinmetzen, die zunftmäßkg gegliedert unter eigenen Gesetzen standen, unab- hängige Gerichtsbarkeit unter dem Vorsitz des ersten Meisters besaßen, und große Freiheiten und Privilegien genossen, so daß sie fast einen selbständigen Staat bil- deten. Diese Corporationen hieß man Freimaurer-Vereine. Sie waren mit einander in Verbindung; jede Gegend hatte eine Hauptbauhütte, der die kleinern untergeordnet waren; den obersten Rang erwarb die Hütte von Straßburg. §. 404. Was 2. die übrigen Künste, Sculptur, Musik, und Malerei betrifft, so waren diese mit der Architektur verbunden und standen gleichfalls im Dienste der Kirche. Die Bildhauerwerke, die das Schwerfällige und Mühselige der Mauererarbcit verbergen sollten, sind auf's innigste mit der Architektur verbunden und nur als Theile der großen Idee, die der gothischen Bauart zum Grunde liegt, zu betrachten; die Bildnisse von Christus und seinen Jüngern und Angehörigen, die Statuen der Heiligen, die manchfaltigen Verzierungen, Reliefe und Symbole, die Blumen, die aus jeder Spitze des Aeußern emporblühen und mit einem Kreuze in Beziehung stehen — Alles deutet auf die christliche Religion und auf das Ringen der Welt und der Menschensecle nach dem Göttlichen, so daß man über dem Einzelnen und Mannichfaltigen nie die Idee der Einheit und Vollkommenheit aus dem Auge verliert, wie ja auch die reiche Mannichfaltigkeit und Abwechselung in der Natur stets aus eine höhere Einheit hinweist. — Eben so haben auch die Schnitzwerke in Holz und Elfenbein, womit Altäre und Beichtstühle geschmückt wurden, die kunst- reichen Gußarbeiten, die Bilder über den Altären, auf den Fenstern, an den Pfeilern und Decken eine innige Beziehung auf Religion und Kirche. Die Aufgabe der mittelalterlichen Kunst schien lediglich die zu sein, die ewigen Ideen des Glaubens unter einer sinnbildlichen (symbolischen) Form auszudrücken und der innern Anschauung näher zu führen; darum tragen auch die ältern Gemälde alle den Charakter der Ruhe an sich, weil Ruhe das Wesen des Göttlichen ist, aber eine glänzende Farbenpracht fügte der großen Einheit wieder die Mannichfaltigkeit hinzu. — Auch durch die feierlichen Töne der alten Kirchenmusik (die aus einfachem, bald von einem Einzigen, als Solo, bald von mehren als Wechselgesang (Anti- phonienj bald von der ganzen Gemeinde im Chor, als Choralgesang, angestimmten Kirch eng esa nq und dem ergreifenden Orgelspiel be- stand) und in dem zur Andacht und zur innern Sammlung auffordernden Glockengeläute sollte die Sehnsucht zum Höher» in der Seele des Menschen geweckt werden. Eine besondere Gattung der mittelalterlichen Malerei, die in der Regel nur religiöse Gegenstände behandelte, bilden die Miniaturgemälde, womit die meisten Gebet- und Andachtsbücher und viele Manuskripte verziert waren. Ge- wöhnlich sind Titel, Rand und Anfangsbuchstaben ausgeschmückt; manche sind von hoher Schönheit, alle von unübertrefflichem Farbenglanz. Außer Italien blühte die Malerei, die, gleich der Schreibkunst, meistens von Mönchen geübt ward,
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