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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 340

1847 - Leipzig : Engelmann
340 Das Zeitalter der Reformation. Schrift, theils die Bekämpfung der Scholastik und der Werkheiligkeit zum Zweck hatten. §. 419. Die 95 Theses. Um diese Zeit ließ Kurfürst Albrecht von Mainz im Auftrag Leos X. zum Bau der Peterskirche einen Ab- laß feil bieten, worin dem Käufer Vergebung der Sünden, Wieder» erlangung der Gnade Gottes und Befreiung von den Strafen des Fegefeuers zugesichert war. Albrecht, der die Halste des Gewinns zog, bediente sich dazu in Sachsen des Dominikaners Tetzel, welcher so frech zu Werke ging, daß Luther, der dadurch die wahre Buße und das Ansehn des Beichtstuhls gefährdet sah, sich getrieben fühlte am Vorabend vor Allerheiligen 1517 an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Theses) anzuschlagen, mit dem Erbieten sie gegen Jedermann zu vertheidigen. In denselben bestritt er die Wirksamkeit des Ablasses ohne Reue, und sprach dem Papst das Recht ab, andern als Bußfertigen die Absolution zu ertheilen; der Ablaß könne nur von Kirchenstrafen befreien, nicht aber die Gnade Gottes erwerben. Das kühne Auftreten eines Mannes bei dem ein tiefer religiöser Ernst nicht zu verkennen war, fand in ganz Deutschland, besonders unter der gebildeten Jugend, mächtige Theilnahme, die durch die schwachen Gründe womit Tetzel und andere Verfechter der päpstlichen Allmacht ihn zu widerlegen vermeinten, noch sehr erhöht ward. Die Curie ließ eine Ladung an Luther ergehen, sich in Rom zu stellen, aber auf die Verwendung des dem Reformator gewogenen Kurfürsten übernahm der päpstliche Nun- tius, der gelehrte Dominicaner Cajetanus in Augsburg das Verhör. Mit einem Geleitsbrief versehn erschien Luther in ärmlichem Aufzug in Augsburg; der stolze Kirchenfürst glaubte den demüthigen Mönch leicht mit seiner scholastischen Gelehrsamkeit widerlegen zu können; aber Luther zeigte mehr Tiefe und Belesenheit als jener ihm zugetraut. Nach einer kurzen Disputation befahl ihm Cajetan fortzugehen und nicht wieder vor ihm zu erscheinen bis er widerrufe. Nach Abfassung einer Appel- lation an den besser zu unterrichtenden Papst entfloh Luther in großer Eile aus Augsburg unter dem Beistand einiger Freunde und geschützt durch das Dunkel der Nacht. Umsonst stellte Cajetan die For- derung an den Kurfürsten, den verwegenen Prediger entweder nach Rom zu liefern, oder doch aus seinen Staaten zu verbannen. Friedrich ant- wortete, daß Luthers Begehren, vor ein unparteiisches Gericht gestellt zu werden, ihm billig dünke. Theils Wohlgefallen an dem evange- lischen Sinn des Reformators, theils Rücksicht für den Flor der Uni- versität und für die öffentliche Meinung bestimmte den wackern Fürsten sich feiner anzunehmen.
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