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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 341

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 341 §.420. Die Leipziger Disputation. Im Januar 1519 starb Kaiser Maximilian. Bis die streitigen Kurfürsten sich zur Wahl seines Nachfolgers vereinigt, führte Friedrich der Weise die Reichsverwesung, ja manche wünschten ihn selbst mit der Kaiserkrone zu schmücken. Diese Ver- hältnisse kamen Luther zu Statten. Der Papst, der die Erneuerung der mittelalterlichen Kaiscridce fürchtete, wenn die Wahl ans den mächtigen staatsklugen Karl fiele, begünstigte heimlich die Bewerbung Franz des 1. und suchte darum Friedrich auf seine Seite zu ziehen. Er schickte seinen Kämmerling Miltiz, einen gewandten sächsischen Edelmann, mit einer gol- denen Rose, dem Zeichen der päpstlichen Gunst, au den Kurfürsten. Miltiz entbot Luther» zu einer Unterredung, gab ihm Recht in Betreff der Mißbräuche des Ablasses, die er »»verholen tadelte, und erlangte durch freundliche Vorstellungen über die Nachtheile einer Spaltung, und durch die Versicherung, daß der anstößige Handel aufhören sollte, von demselben die Zusage, daß er den Streit über den Ablaß fallen lassen wolle, wenn auch seine Gegner darüber schwiegen. Zugleich versprach Luther in einer Schrift Jedermann zum Gehorsam und zur Ehrerbietung gegen die römische Kirche aufzufordern, und den Papst in einem Briefe zu versichern, daß es nie seine Absicht gewesen die Vorrechte des römischen Stuhls anzu- tasten. Beides wurde alsbald ausgeführt. — Nicht lange nachher forderte Joh. v. Eck, Professor in Ingolstadt, ein gelehrter und im Disputiren gewandter Manu, die Wittenberger Theologen Dr. Carlstadt (Boden- stein) und Luther zu einer Disputation auf. Diese fand zu Leipzig in Gegenwart des Herzogs und vieler vornehmer Zuhörer statt. Hier bestritt Luther die Behauptung Eckö, daß der Primat des Papstes sich von Christo selbst durch Petrus herschriebc, und bewies daß der römische Bischof nicht nach göttlichem Recht sondern durch menschliche Einrichtung späterer Jahrhunderte Oberhaupt der Kirche geworden. Eck, der die auö der hei- ligen Schrift und der Geschichte entnommenen Gründe Luthers nicht wider- legen konnte, warf auf ihn den Verdacht hussitischcr Ketzerei und brachte ihn dadurch zu dem kühnen Ausspruch, daß unter Hussens Sätzen sich auch einige grundchristliche und evangelische befänden, und daß es schwer fallen möchte die Unfehlbarkeit der Concilien zu beweisen. §. 421. Melanchthon. Durch die Verwerfung der Unfehlbarkeit der Concilien hatte Luther die alte heilige Scheu vor der römischen Kirche zerrissen. Jetzt öffnete ihm das Studium der hussitischen Schriften und der griechischen Kirchenschriftstcller neue Gesichtspunkte ; bald war die ganze Opposition, die sich je gegen das römische Kirchensystem erhoben, in ihm vereinigt, was dem Kampfe eine großartigere Gestalt gab. Philipp Melanchthon aus Brette», der kurz vor der Disputation als Lehrer der griechischen und hebräischen Literatur nach Wittenberg berufen worden und Luthern nach Leipzig begleitet hatte, steuerte auf dem ruhigen Weg wissenschaftlicher Forschung nach demselben Ziel. Dieser viclbegabte Mann, der schon als zwanzigjähriger Jüngling alle Tiefen der Wissenschaft durch- forscht hatte, und auf dem die Hoffnungen aller Humanisten und nament- lich seines Verwandten und Lehrers Reuchlin ruhten, schloß sich mit aller Wärme an Luther an, für dessen Charakterstärke und schöpferische
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