1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
370 Das Zeitalter der Reformation.
schon dieser bis jetzt nur von Unterwerfung auf Gnade und Ungnade
hören wollte, — da gelangte die Nachricht von Moritzens Verrath in
das Lager von Giengen und verbreitete Schrecken auf der einen und
Freude auf der andern Seite.
§. 455. Nachdem Moritz die Befürchtungen seiner Stande wegen
Religionsänderung beschwichtigt und durch Ferdinand, mit dem er
sich über die Theilung Kursachsens in Böhmen verständigte, im Namen
des Kaisers die Zusicherung der Kurwürde und des größten Theiles
der Lande seines Vetters erhalten, brach er mit Heeresmacht in die
Kurlande ein, um, wie er vorgab, einer Besetzung durch den röm.
König zuvorzukommen, und eroberte schnell eine Stadt um die andere.
Auf diese Nachricht eilte Johann Friedrich in seine Staaten zurück; und
da zugleich Mangel in dem Bundesheere einriß, die oberdeutschen
Städte weitere Zahlungen weigerten und die Söldner schaarenweise die
Fahne verließen, so löste sich im Spätherbst das ganze schmalk. Heer
auf. Der Landgraf und die übrigen Führer zogen nach Hause, um
für das Frühjahr neue Rüstungen zu machen. Nun stand dem Kaiser
Süddeutschland offen. Wohlmeinende Rathgeber suchten ihn zu be-
wegen, die Religion frei zu geben und dadurch alle Stände wieder zur
Ergebung und zum Gehorsam zurückzuführen. Aber Karl hatte größere
Pläne. Durch Unterwerfung der Protestanten unter das Concil wollte
er der kaiserl. Macht das alte Ansehen zurückgeben, sie
sowohl über die Landesfürsten als über den Papst erhe-
den und in Staat und Kirche eine neue Ordnung der
Dinge begründen. Darum stellte er an die oberdeutschen Stände
die Forderung unbedingter Unterwerfung und Entsagung des schmalk.
Bundes. Die erschrockenen Städte, in denen der für seinen Handel
und seine Schätze besorgte Kaufmannstand das Uebergewicht hatte, er-
gaben sich eilig unter höchst ungünstigen Bedingungen. Ulm lieferte
sein Geschütz aus und erkaufte die Gnade des Kaisers durch große
Geldopfer, desgleichen Heilbronn, Eßlingen, Reutlingen u. a. Augs-
burg war mit Geschütz und Mundvorrath so wohl versehen, daß
Schärt!in dem Magistrat anbot die Stadt Jahr und Tag zu halten,
bis sich das Protest. Deutschland erholt und neu gerüstet hätte; aber
der klcinmüthige Rath der Kaufherren (besonders der Fugger) trug
den Sieg davon; mit der Stadt gewann der Kaiser das treffliche Ge-
schütz und hohe Geldsummen; bald folgten auch Frankfurt und Straß-
burg. Der alte Herzog Ulrich von Würtemberg demüthigte sich vor
Karl, zahlte Brandschatzung und räumte seine wichtigsten Festungen
den kaiserlichen Truppen ein. Der alte Kurfürst von Köln, vom Papste