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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 575

1847 - Leipzig : Engelmann
Oestreichs Kämpfe mit Preußen. 575 Kaiser von Deutschland und Erbherr von Oestreich die Eroberungen der Franzosen am Rhein und in den Nied erlan den nicht zurückfor- dern und den Spaniern freie Hand in Italien lassen wolle. Friedrich Ii. von Preußen aber wollte die günstige Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, die gegründeten Erbansprüche seines Hauses auf die von Oest- reich wahrend und nach dem 30 jährigen Krieg in Besitz genommenen schlesischen Fürstenthümer Iägerndorf, Liegnitz, Brieg und W otz- lau geltend zu machen und begünstigte daher sowohl den bayerischen Kurfürsten bei seinen Ansprüchen auf Oestreich, Ungarn und Böhmen und bei seiner Bewerbung um die Kaiserkrone, als den Polenkönig August Iii. von Sachsen, der als Sohn der ältesten Tochter Kaiser Josephs I. bei der Beute nicht leer ausgehen wollte, in der Bewer- bung um Mahren. Rußland, in einen von Frankreich angeregten Krieg mit Schweden verwickelt, blieb theilnahmlos. Weder Karl Alberts geistige Fähigkeiten, noch die Kraft seines Landes waren der Art, daß er seine Ansprüche gegen die durch Klugheit und Herrschergaben wie durch Schönheit und Tugend ausgezeichnete Maria Theresia mit Erfolg geltend machen konnte. Während die Völker hoffende Blicke auf die verständige und aufgeklärte Maria Theresia richteten und von ihrer Einsicht Abstellung ver- jährter Mißbräuche erwarteten, gab der von Jesuiten und Geistlichen geleitete Karl Albert durch seinen Aberglauben, seine Geistesbeschränktheit und seine Liebe für leeren Prunk.'und Schimmer seinen Mangel an Charakterstärke kund. Sein Land war durch den Aufwand, den seine Vorgänger mit Pferden, Jagd- hunden, Hof- und Kirchenfesten trieben, schwer verschuldet, Heer und Staatskasse im erbärmlichsten Zustande, er selbst, wie einst Karl Emanuel, an Frankreich ver- kauft und dem Pariser Hof (der ihm das Geld zur Befriedigung seiner Prachtliebe und die Heere zur Erwerbung von Kronen nur in der Absicht gab, um dadurch den Kaiser und den deutschen Reichskörper ganz von sich abhängig zu machen) blind ergeben. Was aber Ferdinands Ii. Testament betrifft, auf das Karl Albert seine Ansprüche gründete, so bewies der Wiener Hof durch Vorzeigung des ächten Testa- ments, daß darin den Nachkommen seiner nach Bayern verheirathetcn Tochter nur im Falle eines Aussterbens des ehelichen (nicht des männlichen) Stammes der östreich. Habsburger die Erbfolge zugesichert sei. Noch trauriger war der Zustand in dem durch eine Reihe verschwenderischer und prunksüchtiger Fürsten ffchwer heimgesuchten Sachsen, wo der stumpfsinnige, arbeitscheue August Iii., der nur am Tabakrauchen, Jagen und dem Salongerede der Gräfin von Brühl Gefallen fand, die Regierung und Einkünfte gänzlich der Leitung des Grafen von Brühl überließ, der seinen Bedienten und Creaturen Titel und Stellen zutheilte, mit^Kirchen-^und, Staatsämtern den schmählichsten Handel trieb, das Land mit Schulden.und drückendem Steuerwesen belastete und das säch- sische Volk wie Leibeigene behandelte» Während die Unterthanen darbten, Land und Städte verarmten und das Militärwesen in Verfall gerieth, schwelgte Brühl in Luxus und Pracht, ließ Modewaren und Leckerbissen aus Paris kommen und opferte die Ehre und Wohlfahrt der Nation seinem Eigennutz und seiner Selbstsucht auf.
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