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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 592

1847 - Leipzig : Engelmann
592 Das Revolutions-Zeitalter. Collins f 1729. Toland i 1722. und andern Franzosen in den Niederlanden ausgebildeten Aweifelslehre (Skepticis- mus) und richtete seine feine Ironie, seinen Witz und seinen Spott gegen die Satzungen der Kirche, gegen jede auf Offenbarung gegründete Religion. Seine unter dem Titel Charakteristiken von Menschen, Sitten und Zeiten erschienenen Schriften, worin er eine Bernunftreligion und ein Moralgesetz als die sichersten Führer durchs Leben darstellt, brachten durch ihren leichten Stil, durch ihre witzige und klare Darstellung den größten Eindruck in den gebildeten Kreisen hervor und führten Voltaire und die Encyclopädisten auf dieselbe Bahn. Der Mo- ralist und die Abhandlung über Verdienst und Tugend suchen gegen die Gottesgelehrten zu beweisen, daß die Welt, wie sie ist, vollkommen sei (Optimis- mus) und so sehr die begeisterte Rechtfertigung (Theodike) des Weltschöpfcrs Viele entzückt hat, die tiefer Blickenden sahen in seinem Gottesglauben nur eine Art Fatalismus. — Nicht aus Neigung zu Spott und Satire, wie Shastesbury, noch geleitet von Eitelkeit, wie Viele der Franzosen, die später denselben Ton an- stimmten, gerieth Lockc's gelehrter Freund Collins zu ähnlichen Resultaten, die er aber nicht in der Sprache und Manier der fein gebildeten Welt, sondern in der ernsten Form gründlicher Gelehrsamkeit vortrug. Die Einmischung in den Schul- streit zweier Rechtgläubigen führte ihn zum Zweifelsystem. Unter seinen vielen gründlichen, von den Franzosen später ausgebeuteten Schriften ist die Rede über Freidenken und die Prstfung der biblischen Prophezeiungen am be- kanntesten. Dreister, aber zum Theil weniger geschickt, wurde der bestehende Kir- chenglauben von einer Reihe von Schriftstellern angegriffen, die unter dem Namen Deisten bekannt sind, weil sie die christl. Ansicht von einem Dre i ein ig e n Gott bekämpften und nur ein höheres geistiges Wesen als Gott (veus) verehrt wissen wollten. „Sie vertheidigten mit Gründen des gemeinen Menschenverstandes, einige auch mit gelehrten Hülfsmitteln, eine Ueberzeugung, der das natürliche Gottesbewnßtsein und Gewissen die hinreichende und vollkommene Religion ist, da- her das Christenthum von einigen nur beachtet wurde, wiefern es diese natürliche Religion als Kern enthalte, von andern als Priestertrug bekämpft, von allen seiner historischen Bedeutung und Grundlage beraubt." Einer der heftigsten Gegner des Christenthums und Alles dessen was damit zusammenhängt war der platte To land, der in seinem Christenthum ohne Geheimnisse und andern Werken die Aecht- heit der neutestamentlichen Schriften bestritt, den jüdischen Charakter des Christenthums nachwies, und so sehr gegen jeden positiven Glauben eiferte, daß seine Schriften verboten, er selbst verfolgt wurde. Ihm hat nur der Pantheismus Geltung; der Glaube an einen persönlichen Gott, an Unsterblichkeit der Seele u. dgl. erscheint ihm als Aberglauben. — Mehr mit Rücksicht auf das in England bestehende Kirchenwesen griff der leicht- fertige Spötter Tindal (ff 1733) in seinem Buch von den falschen Kirchen jede mit dem Staatswesen verbundene und weltlicher Güter bedürftige Kirchenver- fassung an und lehrte in seinem Christenthum so alt als die Welt, „daß das Christenthum nichts anderes sei, als die von den Zusätzen und Schlacken der Juden gereinigte Vernunftreligion der Urwelt." Bescheidener und gemäßigter suchte der rechtschaffene Wollaston in seinem Gemälde der natürlichen Reli- gion eine reine Vernunftreligion („die das Streben nach Glück vermöge eines eifrigen Suchens der Wahrheit und der Bildung der Vernunft sei, und keiner Offenbarung noch Sündenvergebung bedürfe"), zu begründen. Seine gründlichen, vielgelesenen Werke wurden wie die von Collins von den Franzosen übersetzt, ver- breitet und benützt. Woolston deutete die Wunder Jesu allegorisch und starb
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