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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 593

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Literatur der Aufklärung. 593 dafür im Gefängniß. Morgan (ss 1743) behandelte alles Geschichtliche im Chri- stenthum als Priestertrug und wollte die Moral an die Stelle der Religion setzen; der unsittliche Mandeville(ss1733) aber stellte sogar in seiner Fabel von der Biene und dem Commentar dazu Leidenschaften und Laster als nothwendig für die Blüthe des Staats dar, „eine Satire auf die Moral und die Ideale der Kirche." — Chubb (f 1747), ein gelehrter Theolog, dachte in seinem wahren Evangelium, „an ein von den Aposteln mißverstandenes (und daher mit Wun- dern und fremdartigen Zusätzen bekleidetes) Christenthum als Offenbarung des na- türlichen Sittengesetzes, dessen Verletzung durch Reue versöhnt, durch ein künftiges Gericht gestraft werde." Wichtiger als diese deistischen Schriftsteller ist der als Staatsmann und politischer Parteigänger bekannte Lord Bolingbroke, Voltaire's Freund. Bolingbroke war der witzigste Kopf seiner Nation, Meister in der Behandlung der Sprache und Kenner der vornehmen Welt und des dort einheimischen Tons, aber ohne religiöse und moralische Grundsätze. Am berühmtesten sind seine Briefe über das Studium der Ge- schichte, wo er gegen die Kirchlichgesinnten bewies, daß derselbe Welt- verstand, der jetzt die Geschichte lenke, sie immerdar gelenkt habe, gegen die Schulgelehrten, daß der unbefangene Blick eines verständigen Welt- manns tiefer in das Leben der Völker eindringe als ihre dickleibige Ge- lehrsamkeit, und denen, die in der Ruhe das höchste Glück erblicken, daß Kämpfen und Ringen von der Freiheit unzertrennlich sei. Aber freilich erschütterte er auch den Glauben an Tugend und uneigennützige Vater- landsliebe, indem er mit weltmännischer Kälte Eigennutz und Selbstsucht als die ersten Triebfedern aller Handlungen hinstellte. 3citf seinen Schul- tern stehen Englands größte Geschichtschreiber Gibbon (der talentvolle Verfasser der mit Kunst und Geschicklichkeit, aber mit rhetorischer Färbung geschriebenen Geschichte des Sinkens und Falls des röm. Rei- ches) und Hume, der geistreiche Verfasser der Geschichte von England und der heitere skeptische Lebensphiloscph. Beide waren französisch gebil- det und standen mit Voltaire und den Pariser geistreichen Kreisen in inniger Verbindung, beiden ging das tiefere Verständniß der Erhabenheit des historischen Christenthums ab. Der schottische Geistliche Robertson, der neben diesen seinen Rang als Ge- schichtschreiber einnimmt, steht diesen beiden an Geist, Schwung und Kühnheit nach. Seine viel gelesenen Werke (Geschichte von Schottland unter Maria Stuart, Geschichte Kaiser Karls V., Geschichte der Entdeckung von Amerika) sind gewissen- hafte aber trockene und ohne alle Begeisterung abgefaßte Werke. Ihm war Humes und Gibbon's stanz. Bildung wie die kirchenseindliche Richtung gleich fremd. — Dagegen huldigte der Dichter Pope, der den Homer, freilich mit Aufopferung der Würde und Erhabenheit des antiken Sängers , den Engländern zugänglich machte (8.528), der^ französische Glätte und Bolkngbroke's Weisheit, daß die Men- schen im Leben von der Selbstsucht geleitet würden, in der Religion ihrer Ver- nunft folgen müßten; und in Swifts Satiren werden Kirchenthum und Kirchen- glauben ebenso verspottet, wie die Thorheiten der Gesellschaft und die Gebrechen des Staats. Weber, Geschichte. Botin g- 4 1751. Gibbon 4 1794. Hume 4 177ß. Robert- son 4 1793. 38
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