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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 594

1847 - Leipzig : Engelmann
594 Das Nevolutions - Zeitalter. 2) Frankreichs kirchenfeindliche Literatur. §. 639. Voltaire. Montesquieu. Rousseau. Die litera- rische Thätigkeit dieser drei Männer, deren geistreiche mit allem Zauber der Sprache und Darstellung ausgerüstete Werke von dem ganzen gebil- deten Europa gelesen wurden, hat mehr als alles andere zur Umgestaltung der hergebrachten Ansichten in Kirche, Staat und Gerichtswesen, >vie zur Ausrottung von Vcrnrtheilcn und verjährten Sitten im geselligen Verkehr beigetragen. Ihre Wege waren zwar verschieden, aber die Resultate ähn- ^1694— V oltaire bekämpfte mit den Waffen des Witzes und des gcsun- 1778. den Verstandes alles Verjährte und alle herrschenden Meinungen, ohne ^qu?eu^'^chdarum zu kümmern, was an dessen Stelle treten sollte, Montesquieu, 1689 — ein gehaltvollerer und ernsterer Schriftsteller, wies das Fehlerhafte und Ab- geschmackte des Bestehenden nach, in der Absicht cs zu verbessern und mz-Ts!zeitgemäß umzugestalten und I. I. Rousseau untergrub die bestehenden Zustände durch die reizende Schilderung der Gegensätze, indem er dem herrschenden Kirchenwesen eine Religion des Herzens entgegenstellte, das absolute Königthum durch die Lehre vom Vertrag zwischen Volk und Re- gent erschütterte, die Rechts- und Vcrmögensungleichhcit der Stände durch die Lehre von der ursprünglichen Gleichheit aller Menschen zu brechen suchte und die Unnatur der Sitten und die verwickelten Zustände der Ge- selligkeit und Convcnienz durch die Darstellung der Reize eines einfachen Naturzustandes untergrub. Die heftigsten Feinde des Bestehenden erhoben sich in dem Holbachischen Club und in den Encyclopädisten, die nur die Wahrnehmungen der fünf Sinne für Wahrheit gelten ließen und die Eigenliebe als Grundgesetz aufstellten. Voltaire. Unter allen Schriftstellern, die auf ihre Zeit tonangebend ge- wirkt haben, hat keiner jemals einen größern Einfluß geübt als Voltaire. Aus- gewachsen in den höhern Kreisen der Gesellschaft, bei denen leichtfertiger und geist- reicher Spott zum Modeton gehörte, wählte der begabte Mann gleich bei seinem ersten literarischen Auftreten diejenige Gattung, die seiner witzigen, spottsüchtigcn Natur am meisten zusagte und von der er sich den größten Erfolg versprechen konnte — die satirische Dichtung, zog sich aber durch den dreisten Spott auf die Regierung Haft und Verfolgung zu, was ihn bewog, sich, nachdem sein lite- rarischer Ruf bereits gegründet war, auf einige Zeit nach En,land zu begeben» Bei der damals zwischen England und Frankreich obwaltenden Ähnlichkeit der Bildung und Literatur, der Sitten und Religionsgrundsätze fand der witzige Vol- taire eine begeisterte Aufnahme, die er sehr gut bei der neuen Ausgabe seiner Hen- riade zu seinem Vortheile auszubeuten wußte. Die Erfahrungen, die er hier in den höhern, von sranz. Bildung durchdrungenen Kreisen machte, und die Bekannt- schaft mit den deistischen Schriftstellern bestärkten ihn in seinen Ansichten und lie- ferten ihm neue Mittel zur Bekämpfung verjährter Einrichtungen und Meinungen. Nach Frankreich zurückgekehrt machte er seine Landsleute in den englischen Brie- fen mit den literarischen und religiösen Zuständen und namentlich mit der skepti- schen Religionsphilosophie der Engländer auf eine so dreiste, aber dabei so geist- reiche und witzige Art bekannt, daß er sich von Seiten der Regierung neue Ver-
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