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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 624

1847 - Leipzig : Engelmann
624 Das Revolutions - Zeitalter. betrifft, die in der Regel unter zu wenig Pflege von Oben besser gedeihen als unter zu 'vieler, so war es ein großer Vortheil, daß Friedrich zuerst den Grundsatz christlicher Toleranz aufstellte und praktisch übte. Er stand^vcrmöge seiner Bildung und seiner freidcnkenden Gcistesrichtung über dem Gezänke der Thco'ogen und den kleinlichen confesfloncllen Streitig- keiten, und wenn gleich die franz. Philosophie, der er huldigte, keines- wegs als eine erfreuliche Erscheinung begrüßt werden konnte, so wirkte sie doch in sofern vorthcilhaft, chaß sie der Vernunft ihre Rechte zurückgab, den Rcligionshaß minderte und eine freiere humane Bildung begründen half. — Größere Sorgfalt widmete Friedrich dem Gerichtswesen, wo er eine Menge Uebelstände abstellte. Die Tortur und die grausamen und entchreitdcn Strafen des Mittelalters wurden aufgehoben; der Gerichtsgang ward vereinfacht uitd beschleunigt; die Gesetze unterlagen zeitgemäßen Re- formen ; das unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. als preußisches Landrecht eingeführte neue Gesetzbuch wurde unter Fried- rich vorbereitet. Wichtiger aber als alle Verordnungen und Einrichtungen war, daß Friedrich Ii. selbst von Allem Notiz nahm, auf seinen Reisen sich nach Rechtspflege und Verwaltung genau erkundigte, die Säumigen antrieb, die Gewissenlosen bestrafte. Durch seine unermüdliche Thätigkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend erlangte er eine umfassende Einsicht in alle Zustände seines Reichs; und sein diktatorisches Wesen, das selbst den Stock nicht verschmähte, schreckte die Trägen und Ungerechten.— Eine Eigenschaft ist oft mit Recht an dem großen König getadelt worden — seine Vorliebe für das Fremde und seine Verkennung, ja Verachtung des Vaterländischen. In Sprache und Literatur lag die Ursache nahe. Als er den Thron be- stieg beherrschte Gottsched und seine Schule die deutsche Poesie und den Geschmack und ihre geistlosen Nachahmungen und Übersetzungen französischer Dichtungen konn- ten dem hochstrebenden Fürsten nicht genügen. Er wendete sich der klaren und glatten, aber hohlen und phantasielosen Kunstpoesie der Franzosen zu, bewunderte Voltaire als Dichter und Philosoph auch dann noch, als sie sich in Feindschaft getrennt und einander die bittersten Dinge gesagt hatten, und unterhielt mit den literarischen Notabilitäten Frankreichs einen ununterbrochenen Briefwechsel in franz. Sprache. In seinen späteren Jahren hatte Friedrich weder Lust noch Zeit die An- sichten seiner Jugend zu ändern; er verschloß seine Augen vor der gänzlichen Um- gestaltung der deutschen Literatur durch Klopstock und Lessing. Aber nicht bloß in der Literatur war Friedrich ein Verehrer des französischen Geschmacks: das ganze Tönn und Treiben dieser Nation wurde von ihm bewundert und nach Möglichkeit nachgeahmt. Französische Aben- teurer fanden zu Hunderten in Preußen Ehre und Unterhalt und^da diese Bewunderung des Fremden auch an andern Höfen zum guten Ton ge- hörte, so wimmelte es in allen Gegenden Deutschlands von luftigen Fran- zosen. Pariser Friseurs oder Tanzmeister wurden gar oft bei Besetzung hoher Hof- oder Verwaltungs - Aemter den verdientesten Inländern vor- Friedrlch Ñ^^gc». belm"'n 8' 658. Friedrich Wilhelm Ii. Friedrichs Ii. Nachfolger Frie- i78s^-97.drich Wilhelm Ii. befolgte in vielen Dingen andere Grundsätze als
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