1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Das republikanische Frankreich.
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um Sold, nicht für Vaterland und Freiheit kämpften, nicht Stand
halten. — Im Juni eroberte Pichegrü Ypern, wahrend Jourdan, \m:
nachdem er viermal über die Sambre zurückgedrängt worden, endlich
die Feinde bei Fleurus schlug und die Räumung Belgiens erzwang.
Beim Eintritt des Herbstes waren nicht nur die östreich. Niederlande
wieder im Besitz der Franzosen, sondern auch die holländischen Grenz-
festungen.
Dadurch ward cs dem General Pichegrü möglich, im December und Holland.
Januar über die beeisten Gewässer einen kühnen Kriegszlig gegen die hol-
ländischen Generalstaaten zu unternehmen, mit einem an Kleidung, Nah-
rung und allei: Lebensbedürfnissen Mangel leidenden Heere sich des ganzen
Landes zu- bemächtigen und die englischen Truppen zu einem höchst be-
schwerlichen und gefahrvollen Rückzug zu zwingen. Der Erbstatthalter,
seit seiner Einsetzung durch die preußischen Armeen (§. 645) und der mit
ihrer Hülfe bewirkten Vermehrung seiner Hoheitörechte im Lande we-
nig beliebt, entsagte seiner Würde und begab sich nach dem befreundeten
England; die flüchtigen, mit den franz. Republikanern übereinstimmenden
Patrioten kehrten zurück und unterstützten, in Verbindung mit ihrcil zurück-
gebliebenen Meinnngsgenosscn, die Bemühungen der siegenden Franzosen
durch Begründung einer batavischen Republik mit demokratischer
Grundlage in den holläildischen Generalstaaten, dieses reiche Land mit sei-
nen Schätzen, Schiffen, Seehäfen und Colonicn näher an das republi-
kanische Frankreich zu knüpfen. Freihcitsbälline wurden errichtet, die Men-
schenrechte verkündigt, republikanische Gesellschaften gegründet und die Re-
gierung der franz. Partei übergeben. Aber nur zu bald empfanden die
Holländer die Nachtheile dieses Löwenbundes. Die ausgehungerten und zer-
lumpten Truppen mußten genährt, gekleidet und besoldet werden; ein im
Mai mit Frankreich abgeschlossener Vertrag sicherte diesem Staate nicht 1795.
nur freie Schiffahrt auf den Gewässern und Benutzung der Seehäfen,
sondern erwarb ihm auch 100 Millionen als Entschädigung der Kriegskosteil,
das holländische Flandern mit Mastricht und das Bcsatznngsrecht der wich-
tigsten Festungen, und während unter dem neuen republikanischen Regi-
ment und seinen franz., vom Mark des Landes zehrenden Beschützern die
Staatskasse erschöpft ward und die Finanzvcrwaltnng in Vcrivirrnng kam,
bemächtigten sich die Engländer nicht nur der Handelsschiffe der Hol-
länder uild beschränkten oder vernichteten ihre Fischereien, sondern sie brach-
ten auch die meisten fernen Ansiedelungen derselben an sich.
Von 1795—1797 gingen die holländischen Besitzungen in Hindostan und auf
dem Cap an die Briten verloren; ferner Malacca, Ceylon, Amboina, Ternate
u> a. Inseln: von den westlichen Niederlassungen erlangten die Engländer Demerary
und Essequebo; im Jan. 1799 Surinam; 1800 Curaxao und 1801 St. Eustach
nebst Saba.
Die batavische Republik theilte alle Schicksale der Franzosen; bis 1798 stand
ein demokrat. Convent an der Spitze; dann wurde die Souveränetät der einzel-
nen Provinzen aufgehoben, das Land in acht neubenannte Departements getheilt
und die eine und untheilbare Batavische Republik mit einem Staats-Bewind