1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Das französische Kaiserreich.
727
’) In dem Wiener Frieden verzichtete Oestreich auf Salzburg, Berchtes-
gaden und das Jnnviertel u. a., welche an Bayern kamen; auf Westgallizien
und einen Theil von Ostgallizien mit der Stadt Krakau, die theils mit dem
Herzogthum Warschau verbunden wurden, theils an Rußland fielen; auf den
Villacher Kreis in Kärnthen, so wie auf Krain, das Triester Gebiet,
Friaul, Croatien und andere, die, mit Dalmatien, Istrien und Ragusa
verbunden, den neuen vom Königreich Italien getrennten Staat der illyrischen
Provinzen unter Napoleons Oberhoheit bildeten. Zugleich wurde die Auflö-
sung des Deutschordens ausgesprochen, worauf die Besitzungen desselben an
die Landesfürsten fielen, in deren Gebiete sie lagen; so Mergentheim an Wür-
temberg. — Im nächsten Jahr hörte Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund,
Fürst Primas Dalberg auf geistl. Fürst zu sein. Er erhielt die zu einem
Großherzogthum Frankfurt erhobenen Städte und Gebiete Frankfurt,
Hanau, Fulda, Wetzlar und Aschaffenburg. Sein Nachfolger sollte Eugen Beau-
harnais sein. Regensburg fiel, wie schon früher Nürnberg, an Bayern. —
Seit der Schlacht von Wagram war Napoleon mit Macdonald innig befreundet,
dagegen Bernadotte, der als Anführer der Sachsen in einem Schlachtbcricht dieser
Armee bedeutenden Antheil am Siege zuschrieb, sich des Kaisers Ungnade zuzog.
729. Der Volkskrieg in Tyrol. Das Tyroler Gebirgs-
land, dessen biedere einfache Bewohner mit großer Treue an Oestreich
hingen, war im Presburger Frieden an Bayern gefallen. Ein
neuer Name (Südbayern) eine neue Eintheilung in Kreise, höhere Be-
steuerung und die verhaßte Conscription erzeugten um so großem Un-
willen, als dem Lande der Bestand des alten Zustandes zugesichert
worden. Grobe Beamten steigerten durch rohes, brutales Benehmen
die Unzufriedenheit und feindselige Stimmung dermaßen, daß es den
Oestreichern nicht schwer siel beim Wiederausbruch des Kriegs die Tyroler
durch Versprechungen zum Aufstand gegen die Bayern und Franzosen
zu bewegen. Der östreich. Feldherr Chasteler zog ihnen mit einer
Heerablheilung durch das Pusterkhal zu Hülfe, wurde aber dafür als
Urheber und Förderer der Empörung von Napoleon geachtet und mit
dem Tode bedroht. Im Vertrauen auf östreich. Hülfe griffen Tyrols
Gebirgssöhne zu den bekannten Büchsen und richteten, gleich den
Spaniern, von den Berghöhen und Schluchten ihres Landes das sicher
treffende Rohr auf die Franzosen und Bayern, um Gut und Blut
für die alten Einrichtungen der Väter zu wagen. An ihrer Spitze
stand Andreas Hofer, Sandwirth im Passeyrthale, ein Mann von
hohem Ansehen bei seinen Landsleuten, sowohl wegen seiner Körper-
starke und Tapferkeit als wegen seines religiösen Eifers, seiner vater-
ländischen Gesinnung und seines ehrenfesten Charakters. Klügere und
tiefer blickende Männer, wie Hormayr, der Geschichtschreiber seines
Vaterlandes und dieses Krieges, benutzten Hofers Einfluß auf die